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der kommentarNicht Öl, sondern Gehirnschmalz

Am Montag verteidigte an dieser Stelle Oliver Moldenhauer von Attac das Engagement seiner Organisation für freie Online-Tauschbörsen. Gerd Gebhardt vom Industrieverband Phono-Forum antwortet

Eine Gesellschaft wie unsere lebt nicht vom Export von Rohstoffen, sondern von der Kreativität ihrer Bürger. Erfinder werden durch Patente geschützt, Kreative durch das Urheberrecht. Ohne diesen Schutz könnten Künstler sich mit ihrer Musik einen netten Abend machen – davon leben können sie nur, weil das Gesetz ihnen die wirtschaftliche Auswertung ermöglicht, indem es ihnen ihre eigenen Werke als Eigentum zuweist.

Die Musik gehört denen, die sie gemacht und produziert haben: Komponisten, Textdichtern, Interpreten und Tonträgerherstellern. Gesetzliche Schutzfristen sorgen dafür, dass die Beteiligten eine angemessene Vergütung für ihre Werke erlangen können. „Tauschbörsen“ sind Betrug an den Rechteinhabern. Die Kaffeepflanzer von Lateinamerika haben die Solidarität von Attac – wo bleibt die Solidarität mit den bedrohten Kreativen?

Die Rechteinhaber werden tatsächlich ausgebeutet: 325 Millionen Musikkopien auf CD-Rohlingen und mehr als 600 Millionen Downloads aus illegalen Musikangeboten allein in Deutschland in 2003 sind dafür der Beweis. Deswegen hat die Musikwirtschaft in Deutschland und auch international begonnen, ihre unbestrittenen Rechte nun auch gegen illegale Anbieter in „Tauschbörsen“ durchzusetzen und sich gegen Musikdiebstahl zu wehren. Die ersten 68 Fälle wurden zur Anzeige gebracht, weitere werden folgen. Wer sich Ärger ersparen will, sollte die Finger von illegalen Angeboten lassen.

Musiker können nur von verkaufter Musik leben, nicht von kopierter. Es wird Zeit, dass dem Wert der Kreativität neues Ansehen zuteil wird: Denn nicht Rohöl, sondern Gehirnschmalz ist der Rohstoff der Zukunft.GERD GEBHARDT

Der Autor ist Vorsitzender der deutschen Phonoverbände

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