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Kennen Sie Goebbels?

Die Sportpalast-Rede im Schnürschuh

Serdar Somuncu liest aus der Sportpalast-Rede von Joseph Goebbels. Aber wie? Er filetiert die Absurditäten, weidet sich an Goebbels Schachtelsätzen und Widersprüchen, und er kommentiert sie, nicht betroffen, sondern ironisch, distanziert und geistreich.

Somuncu persifliert das Pathos, spielt Goebbels an die Wand und springt immer wieder aus der Schauspieler-Rolle, um anschaulichen Geschichtsunterricht zu geben. Dann verdeutlicht er, wie dieser „ortografische, inhaltliche und grammatikalische Schwachsinn“ das deutsche Volk in den Untergang getrieben habe.

Bis 2002 war Somuncu mit Hitlers „Mein Kampf“ auf großer Tournee, dann habe er sich „zwei Jahre mit Goebbels beschäftigt.“ Bei „Mein Kampf“ hatte er es noch dabei belassen, den Text szenisch zu lesen. Als er mit dem Goebbels-Programm gestartet ist, habe ihn gestört, dass die meisten wieder den Türken sehen wollten, der so gut wie kein anderer Hitler persifliert. „Die Leute interessierten sich nicht für den Inhalt“. Die Sportpalastrede finde er aber zu wichtig, als dass er mit ihr nur unterhalten wolle: „Es ist ein Text, den keiner kennt.“ Warum er die Ergüsse der Nazi-Größen zu seinem Programm macht? „Man muss nur lange genug Hitler und Goebbels lesen, dann kommt die Kotze automatisch.“ Und gut gekotzt ist halb gedacht.

Axel Lerner

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