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QUALITÄTSZEITUNGEN IN DER KRISE – NUR EINE STIFTUNG KANN HELFENFrankfurter Zwischenlösung

Jahrzehntelang war sie unverzichtbarer Bestandteil der deutschen Presselandschaft, dieses lokale Tages-Welt-Blatt aus Frankfurt. Alle bewunderten ihre journalistische Gründungsgeneration und den medialen Patriotismus der hessischen Leser. Nun ist die Frankfurter Rundschau seit Monaten in der Krise – und nicht nur sie alleine, fast alle großen Tageszeitungen der Republik sind zwischen die Mühlsteine des Anzeigenschwundes und der Leserstagnation geraten. Viele Leser sind sich nicht bewusst, dass nur wenige Verlagsprodukte sich allein über den Verkauf finanzieren. Eigentlich ist das nur bei den Büchern der Fall, deren Herstellungskosten beim Buchhändler bezahlt werden.

Die tatsächlichen Kosten eines Qualitätsblattes könnten die Leser gar nicht bezahlen. Der Rückgang der Anzeigenerlöse – bewirkt nicht nur durch die mangelnde Konjunktur, sondern durch eine strukturelle Verschiebung des Werbemarktes – kann tödliche Signale für unsere vielfältige Presselandschaft senden. Der Springerkonzern hat darum seit Jahrzehnten Die Welt permanent subventioniert – mehr Medien- als buchhalterische Konzernpolitik. Jetzt hat der SPD-Medienkonzern nach einigem Bedenken die Rundschau gerettet. Das kann auf Dauer keine Lösung sein. Zwar hält sich dieser Konzern bei den meisten Beteiligungen vorsichtig zurück, aber bei einer großen überregionalen Tageszeitung wird es stets einen Anfangsverdacht auf Parteieinfluss geben – und der wird auch bleiben.

Wollen wir die pluralistische Debatte unserer wichtigsten Printmedien erhalten, so werden wir uns auf längere Sicht nicht auf die großen Bankdarlehen verlassen können, auch nicht auf Zwischenlösungen wie jetzt in Frankfurt. Um Qualitätszeitungen langfristig zu retten, ist die Gründung einer öffentlich-rechtlichen Medienstiftung notwendig. An ihr sind nicht nur die privaten Stiftungen, sondern auch öffentliche Budgets zu beteiligen. Gemeinsam sicherten sie das Grundkapital der Blätter ab, unabhängig von parteipolitischen Richtungen. Eine Debatte darüber würde sich lohnen. FREIMUT DUVE

Der SPD-Politiker war bis Ende 2003 Beauftragter für Medienfreiheit der OSZE

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