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herthas neuer besenBilligheimer statt Armani-Träger

„Meine Arbeit beginnt am 22. Mai“, verkündete Falko Götz bei seiner Vorstellung als künftiger Hertha-Trainer, bis dahin will er schnell noch in Urlaub fahren. Dennoch wird er es kaum versäumen, sich morgen über den Ausgang des Heimspieles gegen Borussia Dortmund zu informieren, entscheidet es doch maßgeblich darüber, ob es den 42-Jährigen nun in die Erste oder in die Zweite Bundesliga verschlagen hat. Dass er sich auf diese Ungewissheit überhaupt einließ, sagt einiges über seine derzeitige Befindlichkeit und einiges über die seines neuen Arbeitgebers.

KOMMENTAR VON MATTI LIESKE

Mögen Manager Dieter Hoeneß und seine Funktionärskollegen den Götz-Coup noch so sehr als ideale Lösung preisen, sie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass er der Ausdruck einer gewaltigen Ernüchterung ist. Noch vor zwei Jahren waren sowohl der biedere Jürgen Röber als auch der brave Berufsanfänger Götz viel zu popelig für den aufstrebenden Hauptstadtklub. Man träumte von der Champions League und smarten Armani-Typen wie Fabio Capello oder Arsène Wenger – man bekam Huub Stevens und eine verfeinerte Form von Kasperfußball. Als Stevens sich so verabschiedete, wie er sich zuvor gekleidet hatte, in Sack und Asche, reichte es gerade noch zum knorzigen Ironiefreund Hans Meyer als Erwecker und Retter.

Nun also Falko Götz. Kein Grandseigneur des Weltfußballs, sondern ein Billigheimer aus der Ramschkiste von 1860 München, der darauf brennt, zu beweisen, dass er doch ein guter Trainer ist. Ein alter Bekannter, den jeder in Berlin liebt, zumindest, solange er noch nicht allzu viele Spiele verloren hat. Ein netter Kerl, der den Nachwuchs fördert, klug zu analysieren weiß und nie die Nerven verliert. Der ideale Mann also für einen Klub, der sich erst mal entschieden hat, kleine Brötchen zu backen. Der Schock des Abstiegskampfes, so viel lässt sich sagen, sitzt tief.

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