: Supersenatorin stellt Superbehörde vor
Neue Struktur soll alle bislang verteilten Aufgaben der Verkehrslenkung zusammenfassen und den Verkehr flüssiger machen. Die Behörde wird keine zusätzlichen Kosten verursachen, sagt die neue Senatorin Junge-Reyer (SPD)
Eine Sonderbehörde soll den Berliner Verkehr besser als bisher lenken. Sie soll bislang verteilte Aufgaben der Verkehrssteuerung zusammenfassen und etwa auf Unfälle oder Baustellen schneller reagieren können, sagte gestern die für das Großressort Stadtentwicklung zuständige neue Supersenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Ihr ist die Sonderbehörde unterstellt. Die Maßnahme läuft Hoffnungen der landeseigenen Verkehrsbetriebe BVG entgegen, der Senat könnte den Autoverkehr bewusst zugunsten von Bus und Bahn verlangsamen.
Als die BVG vor gut drei Wochen ihr neues Konzept „2005 plus“ vorstellte, hatte sich ihr Vertriebschef Tom Reinhold gleich zweimal für eine Verlangsamung ausgesprochen. Die neue Behörde hingegen soll das Gegenteil erreichen und den Straßenverkehr, sprich vor allem Autos, besser fließen lassen.
Die neue Behörde soll im Herbst ihre Arbeit aufnehmen und mehrere Arbeitsbereiche aus Junge-Reyers Senatsverwaltung mit einem Teil der Straßenverkehrsbehörde des Polizeipräsidenten zusammenlegen. Zukünftig soll es über moderne Technik möglich sein, die rund 2.000 Ampeln des Landes schneller aktuellen Verhältnissen anzupassen. Als Beispiel nannte Junge-Reyer, bei einem Unfall in einer Parallelstraße kurzfristig grüne Welle zu schalten, um einen Stau aufzulösen.
Die Umstrukturierung soll kein zusätzliches Geld kosten. Das technische Kernstück, ein neuer Verkehrscomputer, sei zwar acht Millionen Euro teuer, sei aber im aktuellen Haushalt des Landes bereits eingeplant. Die Senatorin erwartet sich auf diesem Weg auch mehr von elektronischen Hinweistafeln. Deren derzeitige Grob-Angaben über Staus reichten nicht aus. „Das muss im Herbst besser funktionieren“, sagte Junger-Reyer. Eine City-Maut hält sie nicht für nötig: „Wir sind nicht in einer Situation, wie London es vor der Einführung der Maut war.“
Möglicher Sitz der 130-Mitarbeiter-Behörde ist der Flughafen Tempelhof. Dorthin zieht laut Senatsverwaltung auch die privat organisierte Verkehrsmanagementzentrale, mit der die Behörde eng zusammenarbeiten soll. Junge-Reyer knüpft einen Umzug nach Tempelhof aber an günstige Mieten: Wenn unterm Strich mehr Geld nötig wäre, will sie nicht zustimmen. Die neue Behörde ist keine Idee, die Junge-Reyer binnen der bislang zwei Wochen als Senatorin auf den Weg gebracht hat, sondern bereits seit drei bis vier Monaten in der Planung. STEFAN ALBERTI
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen