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Und der Haifisch, der hat Zähne …

Die Love Parade wird im Juli nicht durch den Tiergarten ziehen. Musikfrei wird es dennoch nicht. Die kleinen Musiklabels wollen gegen die erpresserische Politik der Musikgiganten demonstrieren. Denn die Großen wollen die Kleinen fressen

Schon vor mehreren Wochen hat Kay Neumann, Ex-DJ und Mit-Gründer des Projekts „Respect the Music“, auf der Love-Parade-Route im Tiergarten und genau zum gleichen Termin eine Demo angemeldet, die den Kampf der kleinen Labels gegen die Multis in der Musikindustrie zum Hauptthema macht. Seit dem endgültigen Aus für das kommerzielle Techno-Event am 10. Juli arbeitet die Initiative mit Hochdruck an der Demo-Alternative: statt tiefer Bässe echter Protest.

Hintergrund der Aktion ist der erbitterte Streit von unabhängigen Labels, im Verbund mit Musikern sowie der Gema, mit den weltweit operierenden Giganten der Musikindustrie wie Sony, EMI, Warners, BMG und Universal. Diese nämlich weigern sich, rückwirkend zum 1. Januar 2004 rund 40 Prozent der bislang fälligen Lizenzgebühren an die Gema zu überweisen. Geld, das die Gema wiederum an die Musiker und Musikerinnen ausschüttet. Um seine Vorstellungen durchzusetzen, hat der deutsche Flügel des Internationalen Verbands der Phonographischen Industrie (Ifpi) als Lobbyverband der fünf Großen in der Musikbranche vor dem Deutschen Patent- und Markenamt in München ein Verfahren angestrengt, das bis zu fünf Jahre dauern kann. So lange frieren die Musikgiganten ihren umstrittenen Anteil der Gelder auf einem Treuhänderkonto ein. Pro Jahr sind das etwa 40 Millionen Euro, die nicht an die Musiker fließen.

Ziel des Ifpi ist es, Druck auf die Kleinen der Musikbranche auszuüben, um so den bisher üblichen Urheber-Lizenzsatz von 9 Prozent des so genannten Händlerabgabepreises auf 5,6 Prozent zu drücken. Im Klartext: Von einer CD, die im Laden etwa 14 Euro kostet, soll der Musikurheber statt bisher 1 Euro nur noch etwa 50 Cent bekommen.

„Diese Aktion ist ein klarer Angriff der Majors vor allem auf die Independent-Szene. Das Verhalten des Ifpi bedroht viele Musiker jetzt direkt in ihrer Existenz“, sagt Kay Neumann, der die Protestdemo angemeldet hat. „Gleichzeitig wollen die Majors so auch den Markt in ihrem Sinne bereinigen.“ Setzten sich die Multis durch, verkäme die Musik in der Folge immer mehr zur Massenware.

Dagegen geht nun ein breites Bündnis von Musikerverbänden, Labels, der Gema und der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di auf die Barrikaden. Reinhold Kreile, Vorstandsvorsitzender der Gema, spricht deutliche Worte: „Die Industrie verkennt den Wert des geistigen Eigentums.“ Das Verhalten des „kapitalmächtigen Oligopols der Tonträgerhersteller“ sei ein „krasser Ausdruck aus der Frühzeit des Kapitalismus“.

Um dem Protest dagegen Gehör zu verschaffen, soll der 10. Juli deshalb zu einem Aktionstag für die Freiheit der Musik werden. „Möglichst viele Musikrichtungen sollen vertreten sein. Von elektronischer Musik über HipHop, Schlager, Black Music, Rock bis zu Klassik sind alle unabhängigen Künstler aufgerufen, sich an der Demo für ihre Rechte zu beteiligen.“ Bereits jetzt hätten sich mehrere Gruppen für den Aufstand der Alternativszene angemeldet, auch aus dem Ausland. Auf mehreren Bühnen und Lkws sollen die Demo-Besucher zu hören bekommen, was in Zukunft mehr und mehr verschwinden könnte. „Für den Umzug an sich hoffen wir vor allem auf authentische, werbeneutrale Wagen, die für ein echtes Anliegen stehen.“ Genaueres werden die Organisatoren in den kommenden Tagen auf ihrer Homepage www.isbetterwithyou.com veröffentlichen. Aber schon jetzt erwartet die Iniative eine bunte, abwechslungsreiche Demo, die nicht als Alibiveranstaltung zur Love Parade gelten soll.

TOBIAS VON HEYMANN

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