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Baden zwischen Ruinen

Es gibt Touristen, die glauben, sie sähen noch Kriegsschäden. Doch das Strandbad Wannsee verfällt, weil Land und Bezirke die Sanierung blockieren. Die Stiftung Denkmalschutz fordert Senatsbeschluss

von ULRIKE LINZER

Das Strandbad Wannsee verfällt. Seit Jahren nagt nicht nur der Zahn der Zeit an dem denkmalgeschützten Freibad von 1929/1930. Zusätzlich lassen es mangelnde Pflege und Restaurierung verrotten. Die Stiftung Denkmalschutz Berlin hat schon vor mehr als einem halben Jahr ein Finanzierungskonzept in Höhe von 12 Millionen Euro für die Sanierung vorgelegt. Nun beanstandet die Stiftung, dass die Landesregierung den notwendigen Senatsbeschluss zum Start der Baumaßnahmen verschläft.

„Wir haben Anfang Juni Bausenator Strieder und Sportsenator Böger in einem Brief mitgeteilt, dass, wenn der Senatsbeschluss nicht bis August zustande kommt, die Fertigstellung zum 100-jährigen Bestehen des Strandbades 2007 nicht eingehalten werden kann“, sagt Helmut Engel, Chef der Stiftung Denkmalschutz. Bis dato haben beide SPD-Senatoren aber nicht reagiert.

Mindestens drei Jahre veranschlagt die Stiftung für die Restaurierung des Ensembles. Von den vier großen Pavillons mit Umkleiden, Läden, Lokalen und Werkstätten sind in den letzten zehn Jahren zwar zwei repariert worden. Doch bei den anderen Bauten wurden Mauern und Dächer demontiert. Jetzt rostet das freigelegte Stahlskelett.

„Manchmal kommen Touristen hier ins Strandbad Wannsee, weil es in ihren Reiseführern als eines der Top-Highlights Berlins gepriesen wird, und denken, dass die Kriegsschäden noch nicht beseitigt sind. So heruntergekommen und verwahrlost sieht es hier aus“, erzählt Bademeister Michael Foltin.

Das 1929/1930 von Richard Ermisch und Martin Wagner im Stil der Neuen Sachlichkeit erbaute Strandbad gilt mit fast 3,5 Quadratkilometern Gesamtfläche und über 1,2 Kilometern Sandstrand als größtes Binnenbad Europas, seine moderne Architektur als Baukunst von internationalem Rang. Weil der Betreiber Berliner Bäderbetriebe (BBB) keine privaten Investoren für das zu sanierende Denkmal fand, wird seit mehr als einem Jahr auf Initiative der Stiftung, die auch die Restaurierung des Brandenburger Tores finanzierte, die denkmalgerechte Sanierung geplant.

„Eigentlich wollte man bereits im Frühjahr beginnen“, kritisiert Herbert Weber, Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf. Verantwortlich für die Verzögerung seien nicht nur das Land und die Verwaltung, sondern auch seine Bezirkskollegen. Wie beim Brandenburger Tor sollte ein Teil der Sanierungskosten durch eine Werbekampagne finanziert werden, indem an 50 Standorten in ganz Berlin 10 Meter hohe Reklame-Pyramiden aufgestellt werden sollten. Zunächst verwarfen die Bezirke diese Idee wegen Sicht- und Verkehrsbehinderung – sicherlich auch wegen des Verlusts eigener Werbeinnahmen. Jetzt gibt es immerhin einen Kompromissvorschlag zur Größe der Werbeelemente.

Helmut Engel reicht das nicht, befürchtet er doch erneut Verzögerungen: Wenn der Senat weiter „blockiert, müssen wir bereits bewilligte Fördergelder zurückgeben“.

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