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Die Maoistin, die die Religion stärkte

52 Jahre alt und schon auf dem Elefantenfriedhof. So ließe sich der Lebensweg von Pilar de Castillo zusammenfassen. Die frühere spanische Bildungsministerin steht auf Platz 10 der Liste der konservativen Partido Popular für die Europawahlen. Wie mehrere Kollegen aus der nach den Anschlägen am 11. März in Madrid überraschend abgewählten Regierung wird sie dank Brüssel nicht arbeitslos.Pilar de Castillo begann ihre politische Karriere bei der radikalen Linken. Die in Nador in Nordmarokko geborene Politikwissenschaftlerin gehörte in Barcelona der maoistischen Organisation Bandera Roja an. Als sie im Unibetrieb aufstieg, trat de Castillo der liberalen PDR bei. Als diese ohne Erfolg blieb, akzeptierte sie das Angebot von José María Aznar, in der Studienstiftung der Konservativen mitzuarbeiten. Als Premierminister erinnerte Aznar sich an die wandelbare Pilar. 1996 machte er sie zur Chefin des staatlichen Umfrageinstitutes CIS, vier Jahre später zur Bildungsministerin. Sie reformierte das Hochschulsystem gegen alle Widerstände. Dozenten, Rektoren und Studenten gingen gemeinsam auf die Straße. Auch bei der anschließenden Schulreform richtete sie ihren Blick zurück. Strukturen aus der Franco-Diktatur wurden wieder belebt. So führte sie Religion erneut als zu benotendes Fach ein. Dass sich die Konservativen mit ihrer Politik nicht nur Freunde gemacht haben könnte, kommt ihr nicht in den Sinn. „Der Sieg der Sozialisten ist das Ergebnis einer Manipulation der Gefühle und der Trauer“, erklärte sie nach der Wahlniederlage. Ihre reaktionäre Schulreform haben die Sozialisten inzwischen gestoppt. REINER WANDLER

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