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steffen grimbergTed, Joe und Don Giovanni

Es ist schon schade, dass die Medienbranche jetzt um ein zeitlos schönes „Gerücht“ ärmer ist.

Huch, also damit konnte ja wirklich niemand rechnen: Giovanni di Lorenzo geht als Chefredakteur zur Zeit nach Hamburg. Damit findet das zweitälteste Gerücht der Branche doch noch ins Ziel. Ist ja auch mal was, einem Blatt vorzustehen, das nicht so arg defizitär ist und dessen Auflage zuletzt nicht nur in homöopathischen Dosen, sondern fünfstellig stieg.

Beim Tagesspiegel rücken nun die chefredaktionellen Stellvertreter nach, darob sich mancher mopst: Sollte dies etwa Hinweis sein, dass der über beiden Titeln schwebende Holtzbrinck-Konzern seine Berliner Pflanze nicht mehr ganz so lieb hat und ihr fürderhin den Premium-Status entzieht? Zumal die Familienzusammenführung mit der Berliner Zeitung noch dauern dürfte: Denn dass die anstehende Kartellrechtsänderung mit ihrem – mal ganz milde ausgedrückt – Holtzbrinck-freundlichen Passus gänzlich unbeschadet durchs Dickicht der Gesetzgebung kommt, glaubt wahrscheinlich nicht einmal mehr Michael Naumann. Der hatte in der Zeit als Erster unter dem hübschen Titel „Rettung naht“ Details aus dem Gesetz verkündet und gezeigt, was ein Tendenzbetrieb ist. Nun wird er – wie sein Co-Chefredaktionskollege Josef Joffe – also nur noch Herausgeber sein, und damit daraus kein Hereingeber wird, soll sich Giovanni di Lorenzo vertraglich gegen allerlei Einflussnahme abgesichert haben.

Herausgebertum liegt aber dennoch voll im Trend bei Holtzbrinck: di Lorenzo steht als solcher demnächst im Tagesspiegel-Impressum, er will fortan immer mittwochs in Berlin auflaufen. Und weil man sich immer noch über die Einlassungen der taz-Geschäftsführung ärgert, die auf die Kostspieligkeit solch umfänglicher Leitungsgremien hinwies, war in der Pressemeldung des Konzerns der schöne Satz zu lesen: „Der Tagesspiegel verdankt seine herausgehobene Position nicht zuletzt den Herausgebern Hellmuth Karasek und Hermann Rudolph.“

Bleibt bloß noch ein Problem: Im weltoffen-hanseatisch geprägten Backsteinbau der Zeit rufen sich, ganz der angelsächsischen Tradition folgend, die höheren Chargen liebevoll beim eingeenglischten Vornamen (und bleiben ansonsten natürlich strikt beim „Sie“.) Theo „Ted“ Sommer ist Editor-at-Large (was-immer-das-ist), Josef Joffe wird zu Joe, Naumann spricht sich Maik – und was macht Giovanni?

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