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BBC hat Kelly auf Band

Mitschnitt ist „nützliches“, aber nicht „zentrales“ Beweisstück in der Auseinandersetzung mit Blair

BERLIN taz ■ Die BBC besitzt nach eigenen Angaben einen Mitschnitt des Gesprächs, das ihre TV-Wissenschaftskorrespondentin Susan Watts mit dem Waffenexperten und früheren UN-Inspektor David Kelly geführt hat. Die Aufnahme werde man umgehend der Hutton-Untersuchung zum Selbstmord des Mikrobiologen zur Verfügung stellen, hieß es auf der BBC-Nachrichtenwebsite (news.bbc.co.uk).

Der für das britische Verteidigungsministerium arbeitende Kelly war Hauptquelle der umstrittenen BBC-Berichterstattung über die Schlagkraft der irakischen Armee und angebliche Beschwerden aus Geheimdienstkreisen über die Präsentation der Erkenntnisse über Massenvernichtungswaffen in einem Regierungsdossier vom September 2002. Als dies bekannt wurde, verübte Kelly am vorigen Donnerstag offenbar Selbstmord. Seine Leiche wurde einen Tag später in einem Waldstück nahe seines Wohnsitzes gefunden.

Die BBC macht derzeit keine Angaben zum genauen Inhalt des Mitschnitts. Man könne aber davon ausgehen, dass dieser eher „ein nützliches Beweisstück“ unter anderen und nicht das „zentrale Beweisstück“ im Streit zwischen der BBC und der Regierung von Premierminister Tony Blair darstelle, heißt es auf BBC News. Nach seinem Tod hatte die BBC bestätigt, dass Kelly unabhängig voneinander mit insgesamt drei BBC-MitarbeiterInnen Kontakt hatte. Watts hatte Anfang Juni in zwei Sendungen des TV-Nachrichtenmagazins „Newsnight“ eine namentlich nicht genannte Quelle mit der Einschätzung zitiert, die Blair-Regierung sei geradezu „besessen, Material über eine unmittelbare Bedrohungen durch den Irak zu finden“. Laut einem Bericht der Radiosendung „Today“ vom 29. Mai, der Kelly auch als Quelle diente, hätten auch Geheimdienstkreise den Umgang der Regierung mit dem Material kritisiert. STG

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