Der Maßregelvollzug: Die vergessene Therapie
Das Haus 18 – die geschlosse Psychiatrie des Klinikums Nord – sorgt durch Ausbrüche, Fluchten und Therapiepannen immer wieder für Schlagzeilen. Der spektakulärste Fall war wohl die Flucht des so genannten „Heidemörders“ Thomas Holst, der 1995 mit Hilfe seiner Therapeutin, die über die psychiatrische Behandlung des fünffachen Frauenmörders unzufrieden war, für mehrere Wochen entweichen konnte.
Kommentarvon KAI VON APPEN
Es folgte die Vergewaltigung zweier Frauen durch einen Patienten im Freigang und nun der Ausbruch des Bombenlegers Markus H. während des bewachten Hofganges, dem durch die akuten Ausbruchspläne des so genannten „Balkonmonsters“ noch eine Krone aufgesetzt wird.
Zur Klarstellung: Die forensische Abteilung in Ochsenzoll versteht sich nicht als Gefängnis, sondern als Krankenhaus. Und das ist auch Sinn und Zweck des Maßregelvollzuges. Es vermag aber gerade dann zu verblüffen, dass die gleichen Missstände, die bereits bei der Flucht des „Heidemörders“ bemängelt worden sind, offenbar noch heute vorherrschen: Mangelnde Therapievorgaben und schlechte Umsetzung. Und selbst wenn derartige Missstände intern durch MitarbeiterInnen und extern nahezu zeitgleich durch die SPD-Opposition angeprangert werden, wird nichts unternommen.
Im Gegenteil: Schwarz-Schill und nun auch die Leitung von Haus 18 versuchen, Versäumnisse zu kaschieren, indem die alte Arie vom totalen Wegschluss von Sexualstraftätern im Bunker angestimmt wird.
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