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WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHERJörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Am Mittwoch wird vor der Zentrale unseres so beliebten „Energieversorgers“ Vattenfall gegen das Deutsche Atomforum e. V. protestiert, welches dort wiederum seine alljährliche Wintertagung abzuhalten gedenkt. Dass diese Lobbyorganisation anderes im Sinn hat als die Atomgegner, liegt auf der Hand. Wem die Bundesregierung eher zuhört, ist ebenfalls sonnenklar. Ein Pflichttermin also für alle halbwegs ernstzunehmenden AtomstromgegnerInnen. Am Abend dann wird im Tristeza über die Neue Rechte und ihr Unwesen gesprochen, und das unter dem Titel „Die ‚Neue Rechte‘ – ‚68‘ unter umgekehrten Vorzeichen“. Dieser Titel alarmiert ein wenig, zum einen, weil von den ReferentInnen von der Autonomen Neuköllner Antifa hier vielleicht die abgestandene These von den 89ern noch mal aufgewärmt werden könnte, zum anderen, weil die Vorzeichen nicht unbedingt umgekehrt werden müssen – 68er wie Horst Mahler oder Bernd Rabehl haben sich ja recht schnell zu Neurechten entwickeln können und ihren Hegel von links nach rechts gedreht. Inwieweit sie das auch schon 1968 getan haben, wäre eher zu untersuchen. Am Freitag wird im Haus der Demokratie vermittels einer Mail-Art-Ausstellung noch mal auf das Problem „Arm – Reich“ hingewiesen, inwiefern es zu neuen Bildern kommt, bleibt abzuwarten. Zeitgleich wird, organisiert vom Antifa Bündnis Marzahn-Hellersdorf, in der Projektwerkstatt W.u.T. über Faschismus und „das wirkliche Wesen der Faschismen“ gesprochen, was ja auch erst mal abschreckend klingt, wahrscheinlich aber nur unbeholfen formuliert ist. Dass man sich zumindest die Mühe machen will, sich überhaupt einen Faschismusbegriff zu erarbeiten, ist ja löblich. Steht zu hoffen, dass nicht alle autokratischen Regimes mit dem, wie ihn Zeev Sternhell nennt, Nazismus und dem Faschismus in einen Topf geworfen werden.

Atomforum: Vattenfall, Chausseestr./Zinnowitzer Str., Mi, 17 Uhr

Neue Rechte: Tristeza, Pannierstr. 5, Mi, 20 Uhr

Arm – Reich: Haus d. Demokratie, Greifswalder Str. 4, Fr, 19 Uhr

Faschismen: W.u.T., Wurzener Str. 6, Fr, 19 Uhr

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