piwik no script img

regionalverkehrWeichen stellen auf Wettbewerb

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg macht einen großen Schritt, um das Bahn-Monopol endlich weiter aufzuweichen und den Kunden besseren Service zu bieten. Was für eine gute Nachricht: Die Bahn erhält den Auftrag nicht mehr in einem undurchsichtigen Verfahren direkt zugeschanzt, was immer wieder zu Vorwürfen der Mauschelei geführt hat, sondern den Auftrag erhält der Bieter, der das wirtschaftlichste Angebot vorlegt.

KOMMENTAR VON SEBASTIAN HEISER

Der Wettbewerb auf den Schienen in der Region darf aber auf keinen Fall auf Kosten der Qualität gehen. Darum gibt der Verkehrsverbund auch zu Recht Mindestkriterien vor: Die Züge müssen modern sein, sie dürfen sich nicht verspäten, sie müssen für Behinderte zugänglich sein, und es müssen genug Zugbegleiter mitfahren. Wer sich nicht dran hält, muss eine Vertragsstrafe zahlen. Gleichzeitig erhalten die Unternehmen mehr Geld, wenn sie mehr Fahrgäste befördern – es gibt also einen echten Anreiz, den Service zu verbessern.

Und genau dadurch zeichnen sich die Bahn-Konkurrenten auch aus, wie bisherige Erfahrungen in der Region bereits zeigen: Sie bieten oft moderne Wagen mit hellen, großen Fenstern, die Kunden können Kaffee und Zeitungen kaufen. Aber auch sie dürfen ihren Mitarbeitern keine Dumpinglöhne zahlen. Der verbesserte Service treibt mehr Berufspendler und Gelegenheitsreisende zum Umstieg vom Auto in die Züge – dadurch verdienen die Bahnunternehmen mehr Geld, und nicht zuletzt hilft es auch noch, das Klima zu retten.

Aber wenn man wirklich Wettbewerb will, dann muss man ihn auch durchziehen. Und dann ergibt die Beschränkung, dass ein Unternehmen höchstens zwei der vier Pakete erhalten kann, keinen Sinn. Damit ist zwar garantiert, dass die Deutsche Bahn nicht alle Strecken befahren darf, aber es ist ja kein Selbstzweck, der Bahn Aufträge wegzunehmen: Wenn sie die besten Angebote hat, dann spricht nichts dagegen, dass sie auch überall zum Zug kommt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen