: Bonn mit Köln telefonisch zwangsverbunden
Bürger der Bundesstadt, die bei ihrer Stadtverwaltung anrufen, landen künftig wahrscheinlich im Kölner Call-Center. Denn Bonn will sparen und seinen Telefondienst von Köln machen lassen. Über Geld wird vorerst noch nicht gesprochen
Köln taz ■ Kann eine Stadt bürgerfreundlicher werden und gleichzeitig dabei Geld sparen? Die Bonner Stadtverwaltung ist dieser Ansicht und brachte gestern im Hauptausschuss den Vorschlag ein, den städtischen Bonner Telefonservice künftig vom Call-Center der Stadt Köln erledigen zu lassen.
Die Verwaltung verspricht dadurch einen „verbesserten Bürgerservice“: Bonner Bürger, die bei ihrer Stadtverwaltung anrufen, würden direkt eine „weitergehende Auskunftserteilung und Beratung“ bekommen, während sie bislang meist nur zum Sachbearbeiter durchgestellt würden. Auch in finanzieller Hinsicht profitiere die Stadt: Zwar würden die durch altersbedingten Personalabbau eingesparten Kosten nur „kostenneutral ersetzt“ durch die Sachkosten für den neuen Service. Andererseits bedeute der Aufbau einer „eigenständigen Bonner Call-Center-Lösung“ deutlich höhere Kosten, so die Verwaltung.
Wie viel Euro genau die Bonner für den neuen Service an Köln zahlen sollen, ist derzeit allerdings von keiner der beiden Stadtverwaltungen zu erfahren. Die stellvertretende Leiterin des Kölner Call-Centers, Ute Gotthardt, erklärt ihre diesbezügliche Zurückhaltung gegenüber der taz damit, dass schließlich auch die Ratspolitiker beider Städte noch nicht über die Details der bereits ausgehandelten öffentlich-rechtlichen Vereinbarung informiert wären.
So viel scheint immerhin sicher: Für den Bonner Service werden laut Gotthardt insgesamt 15 Vollzeitstellen im Call-Center eingerichtet, das im Kalk-Carré sitzt und bislang rund 100 Mitarbeiter beschäftigt. Allerdings, betont sie, „die Stellen werden nicht extern ausgeschrieben“, sondern mit bereits angestellten städtischen Mitarbeitern besetzt.
Bei den Bonner Parteien jedenfalls ist der Plan der Verwaltung auf offene Ohren gestoßen: Auch die rot-grüne Opposition kann der Vorlage nur positives abgewinnen. „Wir reden doch sowieso viel über regionale Kooperation“, findet der Sprecher der grünen Ratsfraktion, Peter Finger. „Und nicht jede Stadt muss eine eigene Telefonbereitschaft haben.“ Wichtig fände er allerdings, dass ein „Erfahrungsbericht“ nach einem Jahr ermittelt, ob die „oberste Priorität Kundenfreundlichkeit“ auch wirklich erreicht wurde. Für die Bonner SPD zählt dagegen vor allem die Geldersparnis. Fraktionsvize Walter Bitterberg: „Jede Rationalisierungsmöglichkeit, die sich bietet, muss man nutzen.“
Susanne Gannott
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