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Koons geht den Mettbach runter

Bausenator knickt ein: Aus für die Kräne und Gummi-Entchen des New Yorker Künstlers auf dem Spielbudenplatz. Behörde will ordentlichen Gestaltungswettbewerb nachholen und die Fläche provisorisch befestigen lassen

von GERNOT KNÖDLER

Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) hat gestern darauf verzichtet, den Entwurf des New Yorker Künstlers Jeff Koons für den Spielbudenplatz umzusetzen. Zu viele Bürger und Politiker hätten sich gegen die Idee ausgesprochen, zwei 100 Meter hohe Kräne mit daran hängenden Badetierchen aufzustellen, die Mettbach am 18. Februar zusammen mit Kultursenatorin Dana Horáková (parteilos) im Schmidt-Theater präsentiert hatte. Zwar halte er Koons Entwurf nach wie vor für eine große Chance für Hamburg, sagte Mettbach. „Mein Verständnis eines Volksvertreters lässt es jedoch nicht zu, eine so weitreichende Entscheidung gegen den Willen so vieler Hamburgerinnen und Hamburger zu treffen.“

Um die gemeinhin als unbefriedigend empfundene Situation auf der Brachfläche in St. Pauli in nächster Zeit ändern zu können, kündigte der Senator einen ordentlichen, offenen Gestaltungswettbewerb an. Er hoffe, dass der Platz 2005 endlich umgebaut werden könne. Für die Zwischenzeit solle er „unter Einsatz minimaler finanzieller Mittel“ provisorisch hergerichtet werden. Damit ein Wochenmarkt und ähnliche von Anliegern gewünschte Aktivitäten möglich werden, will Mettbach den Platz notfalls vorübergehend asphaltieren lassen.

Die Ergebnisse eines früheren Bürgerwettbewerbs können nach Meinung des Bausenators nicht für die endgültige Platzgestaltung herangezogen werden. Die Künstlerin Niki de St. Phalle, deren Entwurf 1996 auf Platz eins gelandet war, ist verstorben. Der zweitplatzierte Entwurf stammt von dem Landschaftsarchitekten Andy Yoo, der nicht frei beauftragt werden könne wie ein Künstler, sondern sich als Architekt in einem ordentlichen Wettbewerb durchsetzen müsse.

Noch am Montag hatte Mettbach angekündigt, er werde seine Pläne für den Spielbudenplatz am 2. September dem Senat vorstellen. Der plötzliche Sinneswandel habe jedoch „nichts mit den vielen Ideen der vergangenen Wochen zu tun“. Gegen die Volksmeinung seine eigene Überzeugung durchsetzen wolle er nur bei Punkten, die „absolut wichtig“ seien und bei denen „fachliche Gesichtspunkte im Vordergrund“ stünden. Das sei beim Spielbudenplatz nicht der Fall. Mettbach: „Über Geschmack kann man nicht streiten.“

Auch das Wettbewerbsergebnis für das prominente Baugrundstück am Zirkusweg, wo zwei spielerische Hochhäuser aus der Feder des Architekten Hadi Teherani entstehen sollen, habe seine Entscheidung nicht beeinflusst, versicherte der Schill-Politiker. Ebenso wenig die gestern bekannt gewordenen Aktivitäten des Kiez-Königs Willi Bartels und des Elektro-Unternehmers Alfred Röhr. Bartels und Röhr haben nach eigenen Angaben ein Gestaltungskonzept für den Spielbudenplatz in Auftrag gegeben, das sie im August dem Ersten Bürgermeister Ole von Beust (CDU) vorstellen wollen. Die beiden arbeiten angeblich mit international renommierten Architekten und Künstlern zusammen.

Von Beust habe er vom Aus für Koons Entwurf bisher nicht informiert, sagte Mettbach. Der Bürgermeister habe den Spielbudenplatz aber auch nicht zur Chefsache gemacht. Seinem Parteifreund Ronald Schill dagegen sagte Mettbach nach eigener Aussage Bescheid.

Wie viel die künftige Gestaltung des Spielbudenplatzes kosten darf, ist Mettbach zufolge wieder offen. Der gescheiterte Versuch mit Koons habe die Stadt rund 100.000 Euro gekostet – „ein Tropfen auf den heißen Stein“, wie der Bausenator findet.

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