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Wenn der Sparkassen-Mann nachfragt

Sparkasse soll der Kriminalpolizei bei der Jagd nach Trickbetrügern helfen. Der Erfolg indes ist ungewiss

Bremen taz ■ Die Bitte kommt per Telefon von einem angeblichen Verwandten. Ob die Oma nicht mal schnell mit ein paar tausend Euro aushelfen könne. Wer jetzt zur Bank fährt, das Geld abhebt und es zu Hause einem vom „Enkel“ geschickten Boten übergibt, ist auf den so genannten „Enkel-Trick“ hereingefallen – und sein Geld los. 15-mal ist das in Bremen seit April passiert, Schadenssumme rund 175.000 Euro, Dunkelziffer unbekannt.

Um die „Enkel“ – die Polizei geht von zwei Banden aus – abzugreifen, holen die Beamten jetzt die Sparkasse mit ins Boot. Nicht nur, dass in allen Filialen ab sofort Plakate insbesondere ältere Kunden vor dem Betrüger-Trick warnen und es bei jeder Barabhebung ein Faltblatt zum Thema dazu gibt. Bei größeren Abhebungen sollen die Sparkassen-Angestellten vielmehr schon davor, im persönlichen Gespräch, „möglichst sensibel nachfragen, wofür denn das Geld gebraucht wird“, sagt Sparkassen-Sprecher Hans-Joachim Genzmer. Zur Zeit entwickeln Polizei und Sparkasse ein Frage-Antwort-Spiel, mit dem die Angestellten entsprechend geschult werden sollen.

Ob ein solches Gespräch betrogene Senioren tatsächlich davon abhalten kann, ihr Geld für den vermeintlichen „Enkel“ nach Hause zu tragen, das kann indes auch die Sparkasse nicht abschätzen. „Wenn die Kunden sagen, das Geld sei für ein Auto, können wir nichts dagegen machen“, weiß Genzmer.

Im Idealfall, so der Wunschtraum von Kripo-Chef Peter Wetzke, würden „die Sparkassen-Angestellten den alten Leuten Geleitschutz anbieten oder auch im Zweifel den Notruf 110 wählen“. „Dann müssten wir die Filialen schließen“, kontert Genzmer.

Und der Notruf? Bremen als erste Stadt mit Polizeischutz für Senioren? „Da hätten wir sicher ganz schnell keine Kunden mehr“, vermutet der Sparkassensprecher. Diana Böger

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