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Akten abstauben mit dem Wahrzeichen

Die Brandenburger-Tor-Bürste der Designer Vogt und Weizenegger verbindet Gebrauchswert und Ironie

Letztes Jahr am 3. Oktober: In Berlin wurde das restaurierte Brandenburger Tor enthüllt und in der Botschaft von Tokio gab es einen Empfang. Das Gastgeschenk: eine Bürste.

Im Vorfeld hatte die Stadtmarketinggesellschaft „Partner für Berlin“ das Designer-Duo Vogt und Weizenegger um eine Idee gefragt. „Wir überlegen uns was“, war die Antwort. Oliver Vogt und Herrmann Weizenegger hatten schon früher beweisen, dass ihnen die Stadt am Herzen lag.

Preiswert musste das Objekt sein – die Stadt ist ja pleite. Originell ebenfalls – denn so wird das Bescheidene wertvoll. Ironie war auch nicht ausgeklammert.

Alles zusammen mündete in die Erfindung der Brandenburger-Tor-Bürste. Ein Geschenk mit Gebrauchswert. Und mit übertragener Bedeutung. „Berlin schafft Ordnung im eigenen Haus“, scherzt Vogt.

Berliner Humor zeichnet sich gern dadurch aus, dass er das Übertragene auf der konkreten Ebene abhandelt. Tatsächlich kann, wer die Tor-Bürste auf seinem Schreibtisch stehen hat, damit hin und wieder die schmutzigen Akten oder das verstaubte Keybord säubern. Jedenfalls hat das Objekt selbst in der Senatskanzlei schon Kultstatus.

Vogt und Weizenegger sind nicht aus heiterem Himmel auf die Idee mit dem Bürsten-Souvenir gekommen. Schließlich waren sie vor fünf Jahren die Initiatoren eines ungewöhnlichen Projekts: Die Designer gingen in die Blindenanstalt, die neben ihrem Büro lag. 125 Jahre alt wird die ehrwürdige Institution in der Oranienstraße diesen August. Zusammen mit Studenten und Studentinnen der Kunsthochschulen in Berlin und Potsdam entwarfen sie neue Produkte aus Borsten, Haaren, Weiden und Rohr, die von den Behinderten hergestellt werden. Als DIM, die imaginäre Manufaktur, macht die Blindenanstalt in der internationalen Designszene seither Furore.

Vogt und Weizenegger haben damit einen ganz neuen Trend in Berlin ins Leben gerufen: Die Symbiose zwischen kleinen Manufakturen, sozialen Einrichtungen und Designern. Viele Nachahmer hat diese Idee gefunden. Das Althergebrachte wird neu gedacht und auf diese Weise für ungewöhnliche Zielgruppen erschlossen. Früher kaufte die Stadtreinigung und die Hausfrau Besen in der Blindenanstalt, heute werden dort zudem Touristen, Leute auf Geschenkesuche und Trendsetter gesichtet.

Was Vogt und Weizenegger überzeugend macht: Sie bestehen nicht auf der orginären Eitelkeit des Kreativen. Immer wieder laden sie andere Entwerfer und Entwerferinnen zu ihren Initiativen ein, vernetzen die Szene untereinander, rufen Werkstätten und Projekte ins Leben, darunter auch den „Designmai“, ein internationales Designforum in Berlin, und freuen sich, wenn ihr Impuls Kreativität bei anderen freisetzt.

Auch in der Blindenanstalt scheinen alle, die dort arbeiten, mittlerweile heimlich zu Designern geworden zu sein. In der dortigen Schreinerwerkstatt entstand der Bürstenbär. Bald könnte auch der Fernsehturmpinsel in Serie gehen. WS

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