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post von theoEin Mann und seine Eurovision

Vor ein paar Tagen kam Post vom DFB, und die hatte erstaunlicherweise nichts mit dem Spiel gegen die nordmännischen Giganten aus Norwegen zu tun. Die Sendung hatte es aber trotzdem in sich. Drin war ein weißer Zettel, der die Nachricht regelrecht herausbrüllte: „Uefa bestätigt Kandidatur von Dr. Theo Zwanziger.“ Mein lieber Scholli!

In dem Kuvert war noch mehr drin: ein Faltblatt, auf dem der gut aussehende DFB-Chef gleich mehrfach und einmal wenigstens mit Kanzlerin in seriöser Pose abgelichtet ist. Darauf: „Dr. Theo Zwanziger. Kandidat für das Uefa-Exekutivkomitee.“ Außerdem informiert der DFB, dass Dr. Zwanziger ein „Brückenbauer, Moderator und umsichtiger Mann des Ausgleichs“ sei. Der erstaunte Betrachter war für einen Moment sprachlos. Denn wie gingen Nachricht und Broschüre zusammen? Und warum verrät der Doc nicht, wann wir endlich mal wieder Weltmeister werden? Sicher, gegen die Mitteilung, dass Theo gegen den Rest Europas in die Uefa-Exekutive einziehen will, sind irrlichternde Päpste und demissionierende Wirtschaftsminister kleine Nummern. Wer kann schon von sich behaupten, 6 Millionen Menschen hinter sich zu haben. Dafür war die Aufmachung doch ein wenig bescheiden. Denn irgendwie wirkte das Schreiben wie ein Faltblatt, das auch der Bezirksbürgermeisterkandidat der Freien Wähler in Flottbek unters Volk bringen könnte. Aber soll mal bloß keiner auf die Idee kommen, dass unser Dr. Theo so eine Art Bezirksbürgermeister des deutschen Fußballs ist.

Er ist unser Mann für Nyon. Das liegt im schweizerischen Waadtland, Sitz der Uefa. Dort werden drei Amtssprachen gesprochen, von denen der Uefa-Präsident, der wie ein ehemaliger französischer Volksschauspieler aussieht und auch so ähnlich heißt, ungefähr anderthalb beherrscht. Doch jetzt wird’s ernst für den runden Franzosen. Denn der DFB-Grande hat eine Eurovision: Dr. Zwanziger verstehe sich „als gesellschaftspolitischer Präsident, der mit dem Leistungssport als Lokomotive die integrativen Möglichkeiten des Fußballs an der Basis aufbauen will“. Na dann. SOS

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