eject: STEFFEN GRIMBERG über evolutionäre Trends, hausgemachte Krisen und die Springer-Presse
Schaut auf zu Döpfner
Mathias Döpfner zu erleben, ist eigentlich immer ganz lustig. Zum einen, weil er der Chef der Axel Springer AG ist. Und zum anderen, weil die meisten Menschen allen revolutionären Trends (allmähliches Größenwachstum, Rückgang der Körperbehaarung usw.) zum Trotz immerzu an ihm hoch gucken müssen.
Dieser in Berliner Redaktionskreisen hier und da nicht nicht nur rein körperlich notwendige Aufblick zum Fast-zwei-Meter-Vorstand D. scheint nun selbst zum Trend geworden zu sein. Oder warum hat zum Beispiel die ansonsten gar nicht so zahme Sandra Maischberger diese Woche so treu weiter an Döpfner hinaufgeblickt, obwohl der doch – wie in Frau Maischbergers n-tv-Talk üblich – ganz normal auf Augenhöhe gegenübersaß?
Schon diese Frage ganz zu Anfang, ob, drucks, also der Konzerngründer habe ja gesagt – oder: vielmehr, drucks, ob er es wirklich so gesagt hat ist … Na, auf jeden Fall würde es Axel Cäsar Springer zugeschrieben: Also DER Springer höchstpersönlich soll ja mal gesagt haben, manchmal, wenn er die Bild-Zeitung lese, würde er leiden wie ein Hund. Und, drucks, ob ihm, Döpfner, das vielleicht auch so gehe. – „Nein“, antwortete der so knapp wie souverän. Und durfte anschließend seine trotz Medienkrise feinen neuen Konzernzahlen noch einmal in die Welt blasen. Springer handelt da nämlich, das erzählt Döpfner in solchen Fällen immer mal wieder ganz gerne, nach dem Motto: „Früh rein in die Krise, früh raus aus der Krise“.
Wahrscheinlich meint er damit den Umstand, dass der Springer-Konzern zu Zeiten, als es der Pressebranche noch gold ging, mal einen Vorstandschef namens August A. Fischer angeheuert hat, der für’s (fast) Nichtstun dickes Geld bekam und zeigte, dass man auch mit bescheidenen Aktivitäten ziemliches Unheil anrichten kann, wenn man sich nur ernstlich bemüht. Jedenfalls machte sich Springer damals, in diesen dunklen Vor-Döpfner-Zeiten, die Krise quasi selbst.
Doch davon war im Wirtschafts- und Nachrichtenkanal n-tv nicht die Rede. Auch nicht von den aktuellen Kampagnen der Springer-Titel wie jüngst gegen Günter Wallraff. (Immerhin: Der Betriebsratsprotest gegen die populistische, kritiklose Pro-Bush-Haltung der Springerblätter im Irakkrieg fand Erwähnung). Und irgendwie beschlich einen das Gefühl, da machte sich jemand warm. Für das nette Geplauder à la Biolek.
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