embryonenselektion: Fahndung nach Krebsgenen
Während hierzulande immer noch darum gerungen wird, dass „in einigen wenigen Fällen“ – wenn schwere Erbkankheiten drohen – bei der künstlichen Befruchtung ein genetischer Vorabcheck des Embryos durchgeführt werden darf, sind andere Staaten schon längst dabei, die Präimplantationsdiagnostik (PID) als Routinemaßnahme vorzubereiten. In Großbritannien will jetzt das University College London Hospital die Erlaubnis einholen, künstlich befruchte Embryonen vor der Übertragung auf die Mutter nach Krebsgenen zu untersuchen. Werden die Repromediziner bei dem Gencheck fündig, sollen die Embryonen verworfen werden. Schließlich könne der Mutter nicht zugemutet werden, so heißt es, ein Kind auszutragen, das mit einem erhöhten Risiko behaftet ist, im fortgeschrittenen Alter an Krebs zu erkanken. Mit der Fahndung nach den Genen für Darmkrebs wollen die Londoner Mediziner anfangen. Die Brustkrebsgene sollen später folgen.
Die Geburt von krankheitsanfälligen Menschen verhindern, das ist die neue Medizin. Vor Jahren legte die EU-Kommission schon einmal ein ähnliches „Gesundheitsförderprogramm“auf den Tisch: „Prädiktive Medizin“ nannte sich das. Die EU-Kommission wurde ganz fürchterlich dafür gescholten, und das Papier verschwand schnell wieder in der Versenkung. Das war auch gut so. Aber anscheinend wurde es nicht weit genug unter den Aktenbergen versteckt. Denn es lugt immer wieder einmal ein kleines Stückchen hervor. So wie jetzt in Großbritannien.
WOLFGANG LÖHR
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