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KUNSTRUNDGANGBrigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Was wohl die Kaninchen denken, die zwei erwachsene Menschen und ein halbwüchsiges Kind, in Hasenkostüme gesteckt, über die Waldwiese hüpfen sehen?! Darüber wundert sich der erwachsene oder auch kindliche Mensch, der bei Barbara Wien über die Zeichnungen und die Filme, darunter „Hasi“ (1998), von Eva von Platen staunt. Die Chancen, dass sich die Kaninchen selbst diese Frage stellen, sind eher gering. Gehen sie doch nur selten in Galerieausstellungen oder verfolgen Dreharbeiten mit.

Nun gut, absurde Kunst führt eben zu absurden Problemen, und damit ist schon eine Menge gewonnen. An Einsichten in unseren Alltag – und an Freiheit von unserem Alltag. Das zeigen nicht nur die Zeichnungen, Fotos und Collagen, das zeigt auch die Neuveröffentlichung zur Ausstellung, „20 Jahre kurz filmen“, mit Filmstills und 120 Minuten Filmprogramm auf DVD. Neben Platens genauem Blick für das Absurde, Zufällige, Unsinnige und Banale in all seinen tragikomischen Formen ist es vor allem die Fülle ihrer ganz unterschiedlichen zeichnerischen und filmischen Gesten, die visuelle Lebhaftigkeit, mit der sie ihre Sujets angeht, ihre Lust am Kalauer und an der bösen Pointe, die den Gang durch die Ausstellung zu einem Erlebnis machen.

So lebhaft der zeichnerische Gestus von Platen ist, so starr ist der von Paul Kopkau. Der in New York beheimatete Künstler zeigt bei Schlechtriem Brothers „Big City“, eine Serie von großformatigen Tuschzeichnungen. Ohne weiteres erkennt man die große Stadt als New York. Das liegt an der Metropolensilhouette und an der street credibility der Dresscode-versierten Großstadtbewohner. Vordergründig attraktiv, am Ende aber viel zu brav illustriert Kopkau doch nur ein Thema, geschickt, mit all den notwendigen Pop-/Comic-/Kunst-Referenzen. Einen besonderen ästhetischen Reim aber macht er sich nicht darauf.

Eva von Platen – Zeichnungen, Photographien, Collagen; bis 18. April, Di.–Fr. 13–18, Sa. 12–18 Uhr, Barbara Wien, Linienstraße 158 Paul Kopkau: Big City; bis 4. April, Mi.–Sa. 12–18 Uhr, Schlechtriem Brothers, Kleine Kurstraße 1

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