: Harte Zeiten für die Cebit
Auf der weltgrößten Computermesse bricht die Zahl der Aussteller wegen der Weltwirtschaftskrise drastisch ein
BERLIN taz ■ Die Cebit zeigt sich in diesem Jahr geschrumpft wie nie zuvor: Ein Viertel weniger Firmen als im Vorjahr werden ab Dienstag auf der Computermesse in Hannover ausstellen. Dass es nicht noch weniger als die nun angemeldeten 4.300 Unternehmen sind, feiern die Macher der Deutschen Messe AG da schon als Erfolg. „Wir wollen ein Zeichen gegen die Krisenstimmung setzen“, hieß es dazu von Vorstand Ernst Raue.
Tatsächlich ist die IT-Branche von der Wirtschaftskrise weniger betroffen als andere Branchen. Doch die Stimmung ruft nicht nach Glamour und Riesenständen wie in den Jahren zuvor. Einige Aussteller wie die Handyproduzenten Nokia und LG haben sich in den nur Händlern zugänglichen Bereich „Planet Reseller“ zurückgezogen – hier geht es an spartanischen Ständen vor allem ums harte Geschäft, weniger um die Präsentation. Andere Konzerne wie etwa Samsung kommen gar nicht zur Cebit.
Thematisch ist die Cebit in diesem Jahr wieder ein Gemischtwarenladen: Mobiles Internet samt ortsbasierten Diensten ist ein wichtiger Trend, auch wenn bekannte Anbieter wie Apple mit seinem iPhone der Messe traditionell fernbleiben. Der Umzug von PC-Anwendungen hin ins Netz, das sogenannte Cloud Computing, setzt sich ebenfalls fort: Statt teure Büroanwendungspakete kaufen zu müssen, nutzt man nun einfach Gratisprogramme über das Internet. Im sogenannten Webciety-Bereich in Halle 6 kommen Fans von sozialen Internetnetzwerken, die unter dem Schlagwort Web 2.0 zusammengefasst werden, auf ihre Kosten.
Wirkliche Fortschritte beim Thema energiesparende Informationstechnik („Green-IT“) gibt es aus dem derzeit boomenden Bereich der sogenannten Netbooks zu melden. Das sind kleine, günstige Computer, die weniger als 400 Euro kosten und dank abgespeckter Leistung vor allem fürs Internetsurfen und einfache Multimedia-Anwendungen gedacht sind. Sie verbrauchen nur den Bruchteil der Energie eines Schreibtisch-PC. Das Segment, das zurzeit zweistellig wächst, zeigt, dass das Motto „Immer schneller, immer leistungsfähiger“ für viele Kunden seinen Reiz verloren hat. BEN SCHWAN
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