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SCHLAUE AKTIONÄRE: DIE ZURÜCKHALTUNG GEGENÜBER GOOGLE IST RICHTIGZu unsicher, zu teuer

Google – eines der bekanntesten Internetunternehmen weltweit – ist seit gestern an der Börse. Weil schon lange nichts Großes mehr an die Börse ging und die Kurse seit längerem dümpeln, wartete die Börsianer-Gemeinde mit Ungeduld auf den Start des kalifornischen Suchmaschinen-Stars. Der Run auf die Google-Aktien sollte endlich wieder das gewünschte positive Investmentklima schaffen. Doch die Börsenhändler werden noch länger auf einen großen Geldregen warten müssen. Denn Google war nicht sonderlich erfolgreich: Statt der erhofften 3,5 Milliarden nahm die Firma nur 1,7 Milliarden Dollar ein, der Kurs blieb weit unter den Erwartungen.

Nun ist das Erreichte immer noch ein akzeptables Ergebnis: Der Firmenwert liegt damit bei 23 Milliarden Dollar, der Gewinn bei einer halben Milliarde pro Jahr. Das bedeutet, die Firma ist auf dem Papier das 46fache ihres Jahresgewinns wert, drei- bis zehnmal mehr als bei anderen Branchen üblich. Das ist auf Dauer viel zu hoch. Gewinn und Umsatz von Google müssen über viele Jahre dramatisch steigen, um diesen Wert zu rechtfertigen. Eine Dividende will Google sowieso nicht zahlen, das gehört ja auch immer noch zum guten Ton in der Internetbranche.

Die Zurückhaltung der Kleinaktionäre gegenüber dem Risiko Google ist also äußerst angebracht. Warum sollten sie mit ihrem Geld eine Firma unterstützen, die noch nicht einmal selbst sagen kann, mit welchen Produkten zu welchen Kosten sie weiter so fantastisch wachsen will? Und dass die Suchmaschinengründer ausdrücklich nicht so böse sein wollen wie der Herrscher im Computerreich, die Microsoft Corporation – schön und gut. Microsoft nutzt sein Monopol für hohe Preise und fette Gewinne, wie es die Aktionäre angesichts eines Börsenwerts von knapp 300 Milliarden Dollar auch erwarten. Aber auch Google ist letztendlich ein Konzern, dessen Gründer durch den Börsengang Milliardäre geworden sind. Und die werden auf Dauer andere Probleme haben, als sich von der verhassten Microsoft zu distanzieren.

REINER METZGER

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