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Ohne Plan und Bedarf

Expertenrunde kritisiert „Masterplan Volkspark“ der CDU. GAL bezeichnet das Konzept als „heiße Luft“ und setzt sich für Freizeitsport im Volkspark ein

Von Oliver Camp und Kathleen Fietz

Die Errichtung einer Eissporthalle, einer internationalen Tennisanlage und einer Leichtathletik-Trainingshalle im Altonaer Volkspark sieht der „Masterplan Volkspark“ des CDU-Senats vor. Zu diesem Bedarfs- und Finanzierungskonzept äußerte sich eine sechsköpfige Expertenrunde am vergangenen Donnerstag auf einer gemeinsamen Sitzung von Sport- und Stadtentwicklungsausschuss.

Das Fazit der Anhörung fiel für Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und seine Rathaus-Crew niederschmetternd aus: Die Ansiedlungsidee sei noch zu vage, als dass hierzu eine fachliche Meinung gefunden werden könne. Der Hamburger Oberbaudirektor Jörn Walter vermisste konkrete Umsetzungsvorschläge: „Welche Flächen sollen überplant werden, ohne die Parkplätze der bestehenden Sportanlagen oder den denkmalgeschützten Park anzutasten?“ Uwe Frommhold, Geschäftsführer der Reederei-Arena riet den Ausschüssen, vor der Bedarfsermittlung erst einmal Grundsätzliches zu klären: „Was fehlt in Hamburg, was wir nicht auch an einem anderen Standort hinkriegen?“

Der Sozialdemokrat Werner Dobritz mahnte eine aus „unternehmerischer Sicht“ falsche Reihenfolge der Tätigkeiten an: „Erst ist der Bedarf zu klären, und danach sind geeignete Flächen zu suchen – nicht umgekehrt.“

Anstoß für den Masterplan war die finanzielle Misere des Herren-Tennisturniers am Rothenbaum im Mai diesen Jahres. Wegen der Lage in einer Wohngegend, ungenügenden Ausbaumöglichkeiten und fehlenden Sponsoren erwogen die Stadt Hamburg und der Deutsche Tennis-Bund einen Umzug des Masters-Turniers. Ole von Beust schlug damals den Volkspark als neuen Austragungsort vor. Daraus erwuchs die Idee einer neuen Sportstätte im Hamburger Westen. Im Vorfeld war auch von einem Hockey- und Footballstadion und der Zusammenlegung der Galopprennbahn in Horn und der Bahrenfelder Trabrennbahn die Rede. Diese Ideen tauchten im vorgelegten Masterplan jedoch nicht mehr auf.

Als „heiße Luft“ bezeichnet die sportpolitische Sprecherin der GAL, Verena Lappe, das CDU-Konzept: „Für die angedachten Sportstätten im erträumten Sportpark gibt es keinen Bedarf, keinen Betreiber und keinen Plan.“ Die GAL plädiere dafür, die Gestaltung des Parks vor allem den Bedürfnissen Jugendlicher anzupassen und deshalb die Freizeitsportangebote attraktiver zu gestalten, so Lappe.

Volker Okun, sportpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion und Antragsteller des Masterplans, ließ zwischen den Zeilen erkennen, dass es vielmehr um die Vermarktung der Hansestadt als „Sportstadt“ als um Sportförderung geht: „Welche Sportarten lassen sich denn aus Ihrer Sicht publikumswirksam entwickeln?“, fragte er die Experten.

Jürgen Schmidt (SPD) kommentierte den abendlichen Talk lakonisch: „Sinnvoller wäre es gewesen, die Anhörung nach der für Jahresende angekündigten Machbarkeitsstudie zur Tennisverlagerung durchzuführen.“ Dem Vernehmen nach soll jetzt – der geballten Expertenkritik zum Trotz – auch eine Machbarkeitsstudie für den Masterplan in Auftrag gegeben werden.

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