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Flugzeug von Flüchtlingen entführt

Eritreische Asylsuchende, die von Libyen in die Heimat deportiert werden sollten, zwingen ihr Abschiebeflugzeug in Sudans Hauptstadt zur Landung und ergeben sich

TRIPOLIS/BERLIN afp/taz ■ Die libyschen Massenausweisungen afrikanischer Einwanderer haben eine Flugzeugentführung provoziert. Eine Gruppe von 78 aus Libyen ausgewiesenen Eritreern hat gestern ein Flugzeug in den Sudan entführt, das sie in ihre Heimat zurückbringen sollte. Die Maschine landete in Sudans Hauptstadt Khartum. Ein Mitarbeiter des sudanesischen Außenministeriums sagte, etwa 20 Eritreer hätten die Besatzung des Flugzeuges bedroht und ein Crewmitglied angeblich leicht verletzt. Die Entführer seien inzwischen in Haft, und die Maschine sei wieder gestartet.

Das Flugzeug war laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR eigens für die Rückführung der Eritreer aus Libyen gechartert worden. Libyens Regierung bestätigte die Ausweisung von 229 illegalen Einwanderern.

Libyen hatte am 8. August die Ausweisung aller illegal eingereisten afrikanischen Einwanderer angekündigt, deren Zahl auf hunderttausende geschätzt wird. Bei den Eritreern handelt es sich nach Angaben von Menschenrechtlern allerdings um politische Flüchtlinge. Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) warnte im Juli vor der geplanten Abschiebung von 1.800 in Libyen lebenden eritreischen Flüchtlingen. HRW wies darauf hin, dass Eritreas Behörden in der Vergangenheit zurückgeführte Asylsuchende eingesperrt und gefoltert hätten. Trotzdem wurden nach HRW-Angaben in der zweiten Julihälfte rund 100 Eritreer aus Libyen repatriiert.

Dass eritreische Oppositionelle nun Zuflucht in Sudan suchen, hat mit der Feindschaft zwischen Sudan und Eritrea zu tun. Sudans Regierung behauptet, dass Eritrea die Rebellen im westsudanesischen Darfur unterstützt, und gewährt seinerseits eritreischen Oppositionellen Zuflucht. D.J.

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