live in concert: Maritime
Davey von Bohlen war früher Sänger bei The Promise Ring, jetzt steht er mit einigen Kollegen auf der Bühne – und die Band umspült sanft seine zerbrechlich wirkende Stimme. Vielleicht liegt es an der Spannung, die entsteht, wenn einer von „Our love goes crazy all the time“ singt und dabei rüberkommt wie die sympathische Problem-Verstehens-Maschine von nebenan, dass ein Maritime-Konzert wie das im Bremer Musikclub „Römer“ so unaufgeregt funktioniert.
Maritime haben ihre Emo-Pop- oder College-Rock-Pfade weitgehend verlassen. Stattdessen setzen sie darauf, dass ein gewisser britischer Pop-Sound, den man unweigerlich mit den 80er Jahren verbindet, immer noch Freundinnen und Freude hat. Und in Bremen ist das auch so.
Maritimes feingliedrige Arrangements führen das Song-Format zu Ursprünglichem zurück. Nicht als akademisches Unternehmen, eher als Verbeugung vor dem Archiv des vor allem englischen Teils der Popgeschichte. Britpop hieß damals noch nicht Britpop. Und Morrisey war weitgehend unantastbar.
Im Vergleich zur Platte fehlen auf der Bühne gelegentliche Streicher- und Bläser-Einsprengsel, was den Purely-Song-Charakter noch unterstreicht. Maritime erweisen sich als freundlich, ohne lustig sein zu wollen. Sie stehen auf der kleinen Bühne, als hätten sie nie woanders gestanden.
Die Zeit gerät für eine gute Stunde aus den Fugen. Und erst, als das Licht für den Wechsel zur nachfolgenden Tanznacht angeschaltet wird, merkt man, dass es doch ein Konzert war. Und nicht ein wohliger Zustand, zu dem Maritime einen präzise geknüpften, aber nicht mehr als drei Farben enthaltenden Klangteppich ausgerollt haben. Man setzt sich darauf und fliegt beschwingt durch die laue Spätsommernacht. Tim Schomacker
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