SFB will mehr als linken Szenetreff

Das Sozialforum Berlin (SFB) plant in einer Kreuzberger Kita das erste Soziale Zentrum der Stadt. Noch ist unklar, ob und wie die Initiatoren das Gebäude nutzen dürfen. Nach einer Besetzung am Freitag verhandeln sie heute mit dem Bezirk

von PETER NOWAK

Das neu gegründete Sozialforum Berlin (SFB) – ein breites Netzwerk linker Gruppen – plant in der Glogauer Straße 16 ein Zentrum, das unterschiedliche politische Initiativen und Einzelpersonen zusammenführen soll. Arbeitstitel: das erste Soziale Zentrum Berlins. In der Kindertagesstätte, die seit zwei Jahren leer steht, soll nicht nur ein Treffpunkt für die linke Szene entstehen. Man will auch mit Menschen, die vom Sozialabbau betroffen sind, ins Gespräch kommen und sie in Proteste einbinden.

Letzten Samstag machten die PolitaktivistInnen vor, wie das aussehen könnte: Unter dem Motto „Rock da House“ hatten die SFBler zur Party geladen, auf der die in zahlreichen Grabenkämpfen zerstrittene Berliner Linke vereint feierte. Das Haus hatten sie für einen symbolischen Preis von 50 Euro gemietet – nachdem sie es Freitagnachmittag für einige Stunden besetzt hatten (die taz berichtete).

Zum SFB gehören Gruppen und Initiativen aus dem autonomen und antifaschistischen Spektrum ebenso wie Attac und die Initiative gegen den Bankenskandal, die das Zentrum in Zukunft nutzen wollen. Während auf der Mailingliste des Sozialforums nach der Besetzung schon heftig über die richtigen Aktionsformen gestritten wurde, ist nach wie vor unklar, ob und wie das SFB die Räume nutzen darf.

Obwohl sich die Fraktionen von SPD, Bündnisgrünen und PDS in der Bezirksverordnetenversammlung hinter das Projekt gestellt haben, gibt es noch zahlreiche Streitpunkte. Das Bezirksamt verlangt eine Miete von 3 bis 5 Euro pro Quadratmeter für das rund 550 Quadratmeter große Gebäude. Das SFB wolle das Haus jedoch mietfrei nutzen und lediglich für die Betriebskosten aufkommen, sagt SFB-Mitbegründerin Uschi Volz-Walk. „Wir sind bereit, Eigenleistungen zu erbringen, etwa bei der Renovierung der Räumlichkeiten“, so SFB-Verhandler Birger Scholz (siehe Interview).

Der Bezirk brachte kürzlich eine neue Option ins Spiel: Danach soll das Gebäude vom Vermögen der Jugendverwaltung ins Finanzvermögen des Landes übergehen und vom Liegenschaftsfonds veräußert werden. Solche Planspiele erhöhen – wie auch ein Brief von Innensenator Ehrhart Körting, in dem er den Bezirk vor verfassungsfeindlichen Bestrebungen warnt – den Druck bei den Verhandlungen, die heute zwischen SFB-VertreterInnen und dem Bezirk fortgesetzt werden.

Die AktivistInnen holten sich die Inspiration für ein Soziales Zentrum aus Italien, wo solche in vielen Städten existieren. Dort arbeiten zudem die No Globals genannten GlobalisierungskritikerInnen seit Jahren eng mit der Gewerkschaftsbasis zusammen. Ein Ziel, das auch die Berliner AktivistInnen haben.