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Karstadt auf Kisten

Seit Jahren rückläufige Umsätze: Möbelhaus im Einkaufszentrum Hamburger Straße macht dicht. Neues Konzept für 10.000 Quadratmeter Fläche in Arbeit

Ende März kommenden Jahres wird ein Fünftel der Verkaufsfläche des Einkaufszentrums Hamburger Straße schlagartig leer stehen. Wie die Firma Karstadt gestern bestätigte, wird sie ihr dortiges Möbelhaus auflösen. Der Vermieter arbeitet an einem Konzept, das aus dem Auszug einen Impuls für eine Belebung des 1970 eröffneten Einkaufszentrums machen soll.

Die Umsätze des Möbelhauses seien schon seit Jahren rückläufig und hätten dieses zu einem Zuschussgeschäft gemacht, sagte Karstadt-Pressesprecher Elmar Kratz. Der Trend zu Möbelhäusern mit der drei- bis vierfachen Fläche auf der grünen Wiese habe jede Hoffnung auf eine Trendwende zerstört. Karstadt arbeite an einer „sozialverträglichen Lösung“ für die 90 Beschäftigten des Möbelhauses. Das Kaufhaus am anderen Ende der Einkaufspassage bleibe erhalten.

Für die Eigentümer des Einkaufszentrums mit 50.000 Quadratmetern Büro- und ebenso vielen Quadratmetern Ladenfläche ist der Verlust eines Mieters von 11.500 Quadratmetern eine große Herausforderung. 21.000 Quadratmeter Büro- und 20.000 Quadratmeter Ladenfläche, unter anderem diejenige des Möbelhauses, gehört der Firma Hermann Friedrich Bruhn, andere der Iduna, der Haspa, Karstadt selbst sowie Peek&Cloppenburg und kleinen Eigentümern.

Bruhn bedauert zwar den Auszug des langjährigen Mieters, übt sich aber in Optimismus. „Wir haben hier die Chance, eine Verbesserung eines Teils der Hamburger Straße zu erzielen“, sagt er. Das Möbelhaus habe nicht mehr die gewünschten Besuchermengen angelockt. Bruhn und Karstadt einigten sich auf ein vorzeitiges Auslaufen des bis 2007 laufenden Mietvertrages.

Die Eigentümergemeinschaft habe ohnehin die Vorstudie einer „Vision 2010“ für die Hamburger Straße erarbeiten lassen, die jetzt vom Büro Heine Architekten konkretisiert werde, so Bruhn. Im Einkaufszentrum würden derzeit zu wenige Lebensmittel, Sportartikel und Geräte aus der Unterhaltungselektronik angeboten. Seine Firma überlege gerade, wie sich dieses Defizit auf den frei werdenden Flächen beheben ließe.

Der Hamburger Straße droht dabei wachsende Konkurrenz: Das Alstertal-Einkaufszentrum in Poppenbüttel soll erweitert werden, mit der Europapassage zwischen Mönckebergstraße und Ballindamm ein neuer Gigant in der Innenstadt. Bruhn gibt sich dennoch gelassen: „So ein Einkaufszentrum ist wie ein lebendes Gebilde, das sich permanent erneuern muss.“

Gernot Knödler

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