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Gott ist Sand

Mit Installationen in Bremer Sakralbauten sucht Joseph Semah Gemeinsamkeiten zwischen Juden und Christen

Eine suspekte Fracht beschlagnahmten Bremer Zollbeamte Mitte September: 20 Kilo eines feinen gelben Pulvers. Das erwies sich als israelischer Sand, bestimmt für die Ausstellung „Architektur – Schrift –Tempel“. Unter diesem Titel zeigt das Marcks-Haus zusammen mit der jüdischen Gemeinde sowie der evangelischen und katholischen Kirche Bremens zwölf Installationen des 1948 in Bagdad geborenen Israelis Joseph Semah. Die Ausstellung ist Teil seines Projekts „The Song of the Sea“ mit dem der Künstler bis zum 23. November gleichzeitig in Den Haag und Enschede präsent ist – und in zwölf Bremer Sakralbauten.

Der Sand, mittlerweile am Ziel, ist das verbindende Element aller zwölf Arbeiten. Die Beschlagnahme hat dennoch sinnbildliche Qualitäten: Semahs Symbolsprache fordert ein Umdeuten geradezu heraus. So trifft der Betrachter in der St. Johann-Propstei auf liegende Glasscheiben, unter denen Hunde-Figuren begraben sind. „Für manche wirken die Hunde bedrohlich“, so Semah, „für andere freundlich“.

Bei dieser Beliebigkeit verweilen die Werke jedoch nicht. Semah will über die Bedeutungen der Symbole aufklären. Darum sind schriftliche ErläuterungenTeil der Installationen. Dass die Glasscheiben den Umriss der 1938 zerstörten Bremer Synagoge abbilden, erfährt man da. „Ich möchte damit aber nicht die deutsche Schuld anmahnen“ so Semah. „Wir sind alle eine neue Generation“. Ihm gehe es vor allem um vergessene Gemeinsamkeiten: Entsprechend erinnere der Titel des Gesamtprojekts, „The Song of the Sea“, an die Flucht der Israeliten vor den Ägyptern durchs Rote Meer. Das sei der Beginn des Monotheismus, sprich: des verbindenden Elementes von Juden- und Christentum. HOH/BES

Bis 23. November

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