Wochenübersicht: Kunst: Pamela Jahn schaut sich in den Galerien von Berlin um
Einfach mal die Augen schließen. Erst beim Versuch, sich ohne fotografische Stütze an einen, wie man meint, unvergesslichen Ort aus der eigenen Vergangenheit zu erinnern, merkt man, wie tief sich bestimmte Details ins Gehirn eingebrannt haben, andere dagegen für immer ausgelöscht sind. Allen voran jene, die man an Ort und Stelle für unvergesslich hielt. Das persönliche Assoziationsvermögen lässt sich hervorragend an den Erinnerungsbildern von Niko Luoma testen, die derzeit in der Galerie sphn zu besichtigen sind. Nur wenige Schauplätze, die der finnische Fotograf für seine Arbeiten aus dem Gedächtnis im Studio nachgestellt hat, geben sich dabei jedoch auch ohne den dazugehörigen Titel zu erkennen: Einmal glaubt man eindeutig das Lichtermeer einer nächtlichen Großstadt zu erkennen – in diesem Fall tatsächlich Lissabon – während sich etwa „Dubrovnic from memory“ auch mit intensivem Scannerblick nicht wirklich zu erkennen geben will. Eben darin liegt der Reiz dieser visuellen Psychogramme. Doch das Spiel mit der Erinnerung ist eine gefährliche Angelegenheit, kehrt sie doch glückliche wie schmerzliche Momente gleichermaßen hervor. Auch davon erzählen Luomas durchaus poetische Bilder, unter deren hochglänzender Oberfläche die Freuden und Leiden des Künstlers eingeschrieben scheinen wie in einem Tagebuch.
Nur einen Steinwurf vom Koppenplatz entfernt spielt auch Tony Conway mit der Vergangenheit. Für seine „Paintings“ nutzt er jedoch die unzähligen Schnappschüsse, die Menschen auf der Jagd nach dem perfekten Erinnerungsfoto produzieren. Diese Aufnahmen wurden von Conway digital bearbeitet und zwischen Plexiglas geklemmt. Das Ergebnis – getönte, milchig unscharfe Bilder – erinnert jedoch auch auf den zweiten Blick lediglich an Mitte verdächtige Caféhaus-Behängung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen