ausstellung: Der Fotograf der Diktatoren
„Shooting dictators is great fun“ kommentierte James Abbe (1883-1973) seine Arbeit selbstironisch. In den 30er Jahren fotografierte der US-Amerikaner Hitler, Mussolini, Stalin und Franco. Bei Stalin war er der einzige, der dies ohne Propagandaauftrag tat.
Es war die große Zeit der Fotoreportagen. Abbe arbeitete vor allem für die legendäre Berliner Illustrierte Zeitung. Er berichtete über Gefängnisse und Kultur in Russland, über die letzten Jahre der Weimarer Republik, vom Bürgerkrieg in Mexiko, später auch von dem in Spanien. Sein Ruhm aber begründete sich mit den Porträts US-amerikanischer Stummfilmstars, dann auf seine hautnahen Aufnahmen aus den Pariser Revue-Theatern.
Die deutsche Zeitschrift UHU stellte den Autodidakten 1929 in eine Reihe mit den großen Fotografen Nagy, Salomon und Kertesz. Doch als er 1937, zurück in den USA, seinen Beruf als Fotograf aufgab und Radiomoderator wurde, geriet sein Name in Vergessenheit, auch wenn immer wieder Bilder von ihm veröffentlicht wurden. Die sorgfältig kuratierte Ausstellung im Museum Ludwig ist eine längst überfällige Hommage. Jürgen Schön
„Shooting Stalin – Die ,wunderbaren‘ Jahre des James Abbe“: Museum Ludwig Köln, bis 9.1.2005, Di-Do, Sa und So 10-18 Uhr, Fr 11-18 Uhr
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