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Sparen kann man üben

Im Winter wird naturgemäß mehr geheizt als gelüftet. Damit verbleiben in der Wohnung nicht nur Wärme und Behaglichkeit, sondern auch Feuchtigkeit und Schadstoffe. Wie spart man Heizkosten?

Egal, wie kalt der Winter wirklich wird: In den Monaten Dezember, Januar und Februar verbrauchen die Haushalte etwa 50 Prozent des gesamten Brennstoffbedarfs für Heizzwecke, heißt es beim Berliner Gasversorger Gasag.

An seinem Heizverhalten zu arbeiten lohnt sich, weiß man beim Umweltbundesamt: „Jedes Grad Raumtemperatur weniger mindert die Heizkosten um etwa 6 Prozent.“ Das bedeutet aber nicht, dass man nun beginnen müsste, gleichsam die persönliche Frier-Schwelle zu senken. Hinreichende Raumtemperatur bedeutet schließlich auch Behaglichkeit und Wohlbefinden; bedeutet aber auch, sich im Dezember nicht sommerlich zu kleiden, sondern den Winterpulli anzuziehen, statt die Heizung bis zum Anschlag aufzureißen.

Raumtemperaturen von 20 Grad in viel genutzten Räumen sollten ausreichen, mitunter können es auch schon mal 22 Grad sein, beispielsweise in Bad oder Kinderzimmer. Im Schlafzimmer reichen 15 bis 18 Grad – kühl schläft es sich besser. Ein kleines Zimmerthermometer (kein elektrisches!) erleichtert die Selbstkontrolle.

Besonderes Augenmerk sollte man den Thermostatventilen schenken, jenen Drehknöpfen zur Regulierung der Raumwärme. Sie müssen von Gesetzes wegen an jedem Heizkörper montiert sein. Damit kann jeder den Energieverbrauch selbst beeinflussen und somit auf bequeme Weise sparen. Je nach Einstellung schließt oder öffnet sich das Ventil für den Durchfluss warmen Heizwassers automatisch.

Wer sich gezielt auf den Weg durch die Wohnung macht, wird Sparpotenzial finden. Verkleidungen und andere Möblierung an den Heizkörpern behindern die Wärmeabstrahlung ebenso wie davor hängende lange Gardinen. Die warme Luft kann im Zimmer nicht zirkulieren: Es bleibt kühl, obwohl die Heizung läuft und Energie verbraucht.

Mit billigen Hilfsmitteln aus dem Baumarkt lässt sich Wärme länger im Raum halten. Außenwände in Heizkörpernischen kann man innen selber dämmen. Aluminiumbedampfte Platten oder Bahnen von der Rolle reflektieren die Wärme zur Raumseite. Bei Fensterisolierfolien, von innen am Rahmen befestigt, wirken Luftpolster dämmend zwischen Scheibe und Folie. Für zugige Fenster gibt es Profile, der breite Spalt zwischen Tür und Teppich lässt sich mit Klemmschienen verringern. Achtung für Mieter: Bei Maßnahmen, die in die Bausubstanz eingreifen, muss der Vermieter zustimmen.

Heizen und gleichzeitig lüften verträgt sich nicht. Gleichwohl ist der regelmäßige Luftaustausch erforderlich. Moderne mehrfach verglaste Fenster verhindern – so ist ihre Bestimmung –, dass kostbare Heizenergie aus der Wohnung entweicht. Allerdings bleibt damit nicht nur die Wärme im Raum. Um beim Heizen mit Kohleöfen die Schadstoffe aus der Raumluft zu beseitigen, war eine gewisse Luftdurchlässigkeit bei den früher üblichen Holzkastenfenstern – in Maßen – notwendig. Sie „besaßen deshalb konstruktionsbedingt zwischen Rahmen und Flügel mehr oder minder große Fugen“, beschreibt Horst Fischer-Uhlig in seinem Fachbuch „Raumklima und Lüftung“. Es galt als normal, dass ein Fenster pro Stunde etwa 25 Kubikmeter Luft austauschte.

Damit ging auch einher, dass Feuchtigkeit schneller den Räumen entwich. An den kalten Scheiben schlug sich die Nässe nieder, lief herunter, wurde in einer Rinne aufgefangen und durch ein Röhrchen nach außen geleitet. Oder man wischte sie einfach ab. Die Kondensation war also durchaus günstig. Heutige Fenster hingegen gewährleisten allenfalls noch eine gewisse „Feinlüftung“ durch teilweise durchlässige Dichtungen.

Feuchtigkeit in der Raumluft ist durch das Wohnen bedingt: Eine Familie produziert durch Kochen, Backen, Baden, Pflanzen, Schwitzen und Atmen täglich einen Eimer voll Wasser. Die Nässe schlägt sich als Wasserdampf an den kälteren Stellen der Wohnung nieder, vorzugsweise am Fenster sowie in Zimmerecken, an den Innenseiten der Außenwände, hinter Bildern, Schränken und Vorhängen. Das begünstigt die Bildung von Schimmelpilzen. Wer hier an der falschen Stelle spart, weder hinreichend heizt noch lüftet, kann Probleme bekommen: Die Organismen schädigen nicht nur Mobiliar und Bausubstanz, sondern sind auch Ursache für Allergien und andere Beschwerden.

Verzichten Sie auf zusätzliche Luftbefeuchter an den Heizkörpern. „Viele Wohnungen sind eher zu feucht – und damit schimmelanfällig“, ermittelte die Zeitschrift Öko-Test vor geraumer Zeit. Untersuchungen, die belegten, dass Luftbefeuchtung im Wohnbereich zum Beispiel Erkältungen vorbeuge, gebe es nicht. Lüften ist also in zweierlei Hinsicht bedeutsam: Zum einen dient es dazu, die Schadstoffkonzentration in den Innenräumen zu vermindern. Zum anderen muss Feuchtigkeit aus der Wohnung raus, um Schimmel zu vermeiden: Richtiges Heizen und Lüften kann man üben. Beides gleichzeitig verträgt sich nicht.

ANDREAS LOHSE

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