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Angelika Beer verlässt die Grünen

Stimmungstrübend tritt die Mitbegründerin und ehemalige Chefin der schleswig-holsteinischen Grünen auf dem Landesparteitag in Bad Oldesloe zurück. Dieser bestätigt die Landesvorsitzenden Robert Habeck und Marlies Fritzen im Amt

VON SVEN MICHAEL VEIT UND MARCO CARINI

Der Paukenschlag war von der Regie des Parteitags nicht vorgesehen: Unter Tränen gab die streitbare Dame und Mitbegründerin der schleswig-holsteinischen Grünen, Angelika Beer, am Samstag nach 30 Jahren resigniert ihr Parteibuch zurück. Sie nutzte die Versammlung in Bad Oldesloe, um mit ihrer Partei abzurechnen.

Sie verlasse die Grünen, sagte Beer, weil sie „null Verständnis“ dafür habe, dass es bei der Partei nur noch um das Erringen von Macht gehe und damit „den Westerwelles und Kubickis die Wähler in die Arme getrieben würden“. Den Grünen warf Beer vor, dass „der Frieden programmatisch kaum noch eine Rolle“ spiele. Deshalb habe sie sich „von der Partei, zumindest von der Spitze im Bund entfernt“. Beers überraschender Abtritt auf öffentlicher Bühne löste bei vielen Grünen Kritik aus. Er habe „kein Verständnis dafür, dass Beer für ihre Erklärung die Bühne des Parteitags gesucht“ habe, grollte Landeschef Robert Habeck.

Er warf Beer vor „abstrakte politische Gründe vorzuschieben“, für ihren Austritt, zu dem sie sich nur aus persönlichen Gründen entschlossen habe. Die ehemalige Bundes-Parteivorsitzende war von den schleswig-holsteinischen Grünen nicht erneut für ein Mandat im Europaparlament nominiert worden.

Vor Beers Austritt hatten sich die schleswig-holsteinischen Grünen auf den Bundestagswahl- und den nachfolgenden Landeswahlkampf eingestimmt, den sie gegen die in Kiel regierende große Koalition und gegen eine mögliche schwarz-gelbe Koalition an der Kieler Förde führen wollen. „Der Hype über Schwarz-Grün, das Gerede über ein Linksbündnis, die ganzen Ampelblinkereien – alles undurchdacht“, befand Robert Habeck zum Auftakt des Parteitages. Nach der Landtagswahl 2010 hätten die Grünen „viele Regierungsoptionen“.

Welche die bevorzugte sein mag, ließen die etwa 100 grünen Delegierten offen. Scharf attackierten Habeck und seine Co-Vorsitzende Marlies Fritzen die CDU-SPD-Regierung in Kiel. „Die große Koalition ist stehend k.o.“, behauptete Habeck: „Sie fällt nur nicht um, weil ihre Vertreter an ihren Sesseln kleben.“

Fritzen warf der Landesregierung „Führungsschwäche“ vor. Die jetzige Krise müsse „als historische Chance zum radikalen Strukturwandel durch den Umbau des Energiesektors und die ökologische Modernisierung der Wirtschaft“ begriffen werden.

Dafür bräuchten die Grünen „Gestaltungsmacht – aber nicht um jeden Preis“. Habeck und Fritzen wurden ohne Gegenkandidaten im Amt bestätigt. Habeck erhielt 93 von 96, Fritzen 88 von 95 gültigen Stimmen. Beide haben angekündigt, im November zur Listenaufstellung für die Landtagswahl anzutreten. Habeck strebt die Spitzenkandidatur an.

Inland SEITE 2, 6

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