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Zukunft sorgt für Bauchschmerzen

Nach der Fusion von SFB und ORB sollen Arbeitsplätze eingespart werden. Betroffen sind davon vor allem die freien Mitarbeiter. Sie spüren schon jetzt die ersten Auswirkungen

Es liegt in der Natur der Sache: Wenn aus zwei Sendern einer wird, werden nicht alle Mitarbeiter weiterbeschäftigt. Deshalb wird auch die Fusion aus SFB und ORB zum Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) einige Jobs kosten. Wie viele Mitarbeiter betroffen sein werden, darüber schweigen sich die Verantwortlichen bisher aus. Sicher ist aber: Es wird vor allem die treffen, deren rechtlicher Status am unsichersten ist: die freien Mitarbeiter.

Während Fernsehdirektor Gabriel Heim in diesem Zusammenhang davon redet, ein „dynamischeres Verhältnis“ zu den Kollegen entwickeln zu wollen (siehe Interview), ahnt Eduard Hartmann, was das bedeutet: „Zu befürchten ist, dass es zukünftig weniger Arbeit für die freien Mitarbeiter gibt“, so der geschäftsführende Vorstand des Senderverbandes, der den Kontakt zu den Freien hält. Und er warnt: „Die Fusion wird auf den Schultern der Freien ausgetragen.“

Nicht so drastisch sieht das Stefan Siebert*, der als freier Mitarbeiter bei „Brandenburg Aktuell“ arbeitet. „Aber ich weiß auch, dass es diese Sendung weiterhin geben wird, ich mir also erst mal keine Gedanken um meinen Arbeitsplatz machen muss.“

Konkrete Probleme gibt es trotzdem: Weil neben dem generellen Einstellungsstopp den Ressortleitern und Programmchefs auch unklar ist, welche Redaktionen überhaupt erhalten bleiben, werden momentan keine so genannten Rahmenverträge mehr vergeben. Mit diesen Verträgen garantierten beide Sender ihren freien Mitarbeitern bisher die Beschäftigung über den Zeitraum von zwei Jahren. Mit dem Vertrag bestätigte der frei Beschäftigte, trotz regelmäßiger Tätigkeit nicht die Festanstellung anzustreben – und durfte deshalb mehr als zehn Tage im Monat frei bei den Sendern arbeiten. „Gleichzeitig wird eine Dienstanweisung diskutiert, nach der Freie nur noch 80 bis 90 Tage pro Jahr arbeiten dürfen“, kritisiert Hartmann. Das würde nicht nur eine deutliche Verschärfung der Beschäftigungsobergrenze bedeuten, sondern führe auch zu einer „existenziellen Gefährdung“ der freien Mitarbeiter. Durch die Fusion der Sender sind zudem die Alternativen rar geworden. Wer früher aus vertragstechnischen Gründen bei dem einen Sender pausieren musste, konnte oft bei dem anderen arbeiten. Jetzt bleibt als Alternative die Deutsche Welle – oder TV Berlin.

Klar ist: Die große Panik herrscht noch nicht unter den freien Mitarbeitern der beiden Sender – es ist eher die allgemeine Unsicherheit, die an den Nerven zehrt. Selbst wer seinen Job vorerst sicher weiß, macht sich seine Gedanken. „Wenn von erwünschten Synergieeffekten zwischen der eigenen und anderen Redaktionen gesprochen wird“, so Siebert, „dann bekomme auch ich etwas Bauchschmerzen.“ SUSANNE AMANN

*Name geändert

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