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ACHSE CHINA–EUROPA: DIE DOMINANZ DER USA IN ASIEN IST IN GEFAHRGalileo setzt neue Signale

Das Phänomen wiederholt sich. Während die USA ihre Außenbeziehungen militärischen und sicherheitspolitischen Interessen unterordnen und damit in wichtigen Teilen der Welt an Einfluss verlieren, gewinnt China im Parallelzug an internationalem Gewicht, indem es seine Außenpolitik an wirtschaftlichen und handelspolitischen Zielen orientiert. Das war vergangene Woche auf dem Gipfeltreffen des Asiatisch-Pazifischen Forums (Apec) in Bangkok zu erkennen, als Pekings Investitions- und Freihandelsangebote auf ein sehr viel größeres Interesse der südostasiatischen Staaten stießen als die Bemühungen Washingtons, Partner im selbst erklärten „Krieg gegen den Terrorismus“ zu gewinnen. Und das war auch gestern auf dem EU-China-Gipfel in Peking bemerkbar, als die Europäer sich zu einem wirtschaftlich und technologisch bedeutsamen Weltraumabkommen mit China durchrangen, weil die USA einer militärischen Nutzung der Raumfahrttechnologie den Vorrang geben, von der sie die EU-Staaten ausschließen.

Die Konsequenzen sind langfristig gravierend. Sollte Washington an seiner engen, militärischen Sichtweise auf Südostasien festhalten, würde sich China immer mehr als Führungsmacht in der Region aufdrängen. Erst kürzlich versprach Peking, das Handelsvolumen mit zehn südostasiatischen Ländern binnen zwei Jahren von 50 auf 100 Milliarden Dollar zu steigern. Die USA setzen derzeit 120 Milliarden Dollar mit der Region um. Ihre wirtschaftliche Dominanz in Asien scheint damit bereits heute in Gefahr.

So schnell werden sich die wirtschaftlich fest verankerten atlantischen Beziehungen nicht zu Gunsten des Austausches zwischen China und Europa wenden lassen. Doch auch hier kann die Entwicklung von Zukunftsindustrien wie unter dem Schirm des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo neue Signale setzen. Eine strategische Zusammenarbeit zwischen Europa und China war in einem solchen Bereich bisher unvorstellbar. Wenn es Peking nun gelingt, sich hier anstelle der USA den Europäern als Partner anzudienen, verrückt zugleich auch das weltpolitische Koordinatensystem. Und eine Welt mit immer weniger Einfluss der USA wird vorstellbarer. GEORG BLUME

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