: Wider die Schweinsteigerisierung und Takaharitis
DFB-Bundestag in Osnabrück: Die norddeutschen Traditionsvereine der Regionalliga machen Front gegen die Nachwuchsteams der Bundesligisten
Ob Sebastian Deisler und Bastian Schweinsteiger im Süden oder Naohiro Takahara und Lars Ricken im Norden – die zweigeteilte Fußball-Regionalliga hat in dieser Saison ihren Amateurstatus schon häufig überstrapaziert. Immer wieder treten in den Amateurteams der Bundesligavereine Nationalspieler an, die ihre Form suchen oder zum Saison-Ende das Nachwuchsteam vor dem Abstieg bewahren sollen. „Das ist Wettbewerbsverzerrung“ schimpft daher nicht nur Pele Wollitz, Trainer des VfL Osnabrück. Auch andere Traditionsvereine wie der VfB Lübeck, FC St.Pauli, Holstein Kiel, Eintracht Braunschweig, Union Berlin und Fortuna Düsseldorf vertreten diese Position.
Neben den sportlichen Gründen spielen auch finanzielle Erwägungen eine wichtige Rolle in der Diskussion um eine Professionalisierung der dritten Liga. Nicht selten kommen Amateurteams aus Bremen, Hamburg, Berlin, Dortmund oder Wolfsburg mit weniger als 50 Zuschauern zu den Auswärtsspielen.
„Wenn wir von der Hagenbeckstraße (Spielstätte der HSV-Amateure, d. Red.) oder von Platz 11 am Weserstadion berichten, sieht das nach Provinz aus“, sagt Andreas Becker vom NDR. Der Sender berichtet samstags regelmäßig über die Regionalliga Nord. Überlegungen, die Sendung aufgrund der Vielzahl von Amateurteams einzustellen, gebe es aber nicht. „Unser Schwerpunkt liegt aber klar auf den Traditionsvereinen. Nur mit denen sind auch gute Quoten zu erzielen.“ Genau wie die Vereine wünscht sich der Sender eine professionellere Struktur der Liga. „Es kann nicht sein, dass Spiele sehr kurzfristig verlegt werden“, so Becker.
Ideen, die Amateurteams in einer eigenen Nachwuchsrunde spielen zu lassen, kämen wohl nicht nur dem Fernsehsender gelegen. Auch zahlreiche Fans aus dem gesamten Bundesgebiet haben sich für eine Demonstration am Rande des DFB-Bundestag organisiert, um auf das Problem hinzuweisen (siehe Kasten). Inzwischen schließen sich Vereine aus dem gesamten Bundesgebiet zu einer Interessengemeinschaft zusammen, um Druck auf den DFB auszuüben.
Das soll gebündelt über den Regionalliga-Ausschuss geschehen. „Es gibt einen Schulterschluss zwischen den Traditionsvereinen. Alle wollen die Professionalisierung“, sagt Frank Fechner, Geschäftsführer des FC St. Pauli. Und Lothar Gans, Manager des VfL Osnabrück, verlangt in einem Interview mit 11 Freunde, dass sich dringend etwas ändern müsse. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Traditionsvereine „in der Bedeutungslosigkeit verschwinden“. oke göttlich
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