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Der Außenwelt lauschen

Ein Hörbuchprojekt soll Gefangenen der JVA Schwerte die Einsamkeit nehmen und sie an Literatur heran führen

Die Insassen der JVA Schwerte haben wenig Hoffnung, je wieder auf freien Fuß zu gelangen. Einsam hocken die so genannten langstrafigen Männer in ihrer Zelle, streifen mit ihren Blicken die vergitterten Fenster. Ein Buch zur Hand zu nehmen fällt vielen von ihnen schwer. Eva Feldheim beobachtet das schon lange: „Ich habe gemerkt, dass nicht für alle geschriebenes Material zu bewältigen ist“, sagt die Pädagogin, die ehrenamtlich mit den Strafgefangenen arbeitet.

Die Gespräche mit ihrer Gruppe sind das eine, den Häftlingen ein wenig der Einsamkeit und Perspektivlosigkeit zu nehmen. Das andere ist Feldheims neuestes Projekt: eine Hörbuchreihe namens „Lesen lebenslänglich“. Bei sich daheim hat die Jüdin Texte von Rahel Levin aufgenommen, die nach ihrer Heirat als Rahel Varnhagen von Ense Literaturgeschichte schrieb. Feldheim findet, dass sich deren Literatur am besten für die Inhaftierten eigne: „Sie beschreibt auch das Gefühl der Einsamkeit, des Gefangenseins.“

Und das kommt offenbar an bei den Insassen, die schon einige der Hörbücher erworben haben. Vertrieben werden die CDs durch den Lesezeichen Verlag. Für einen Obulus von 4,95 Euro können die Hörbücher dort erworben werden. Das hat seine Gründe: Gerne hätte Feldheim die CDs selbst gebrannt, aber „inoffizielles Material“ ist in deutschen Gefängnissen verboten. Die zweite Folge ist übrigens schon in Arbeit. Zu hören sind dann voraussichtlich: paraphrasierte Bibel-Psalmen. ROS

www.lesezeichenverlag.de

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