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noch vier tage bis zur wahl bush vs. kerryKerry setzt die falsche Kappe auf, und Bushs Leute schimpfen auf die Medien

Der Auftritt des Tages gehörte Bruce Springsteen. Mit Akustikgitarre und Mundharmonika stand er am Donnerstag zusammen mit John Kerry vor 80.000 Menschen in Madison, Wiscon. „Promised Land“ sang Springsteen und – das ist für dich, John! – „No Surrender“. Das bringt Kerry zwar keine neuen Wähler, aber immerhin viele kostenlose Fernsehminuten.

Ansonsten blieben die beiden Kandidaten bei ihrem geheimen Motto: Am besten nichts Neues. Egal ob sie eine Rede über die Wirtschaft oder über soziale Sicherheit ankündigen – sie reden über den Irak und über ihren Gegner, gänzlich unbehelligt von neuen Fakten. Bushs Chefberater und Mastermind Karl Rove hat sich wieder darauf verlegt, die Medien zu beschimpfen, insbesondere die New York Times, die die Geschichte des im Irak verschwundenen Sprengstoffs zusammen mit CBS aufgebracht hatte. ABC hat inzwischen ein neues Video ausgegraben, um zu beweisen, dass der Sprengstoff zum Zeitpunkt des US-Einmarsches noch an Ort und Stelle war. Die nach wie vor täglichen Umfragen erlauben weiterhin keine Prognose über den Wahlausgang. Auf nationaler Ebene sah die Washington Post gestern erstmals wieder Präsident Bush vorn – mit einem Prozent Vorsprung. Ähnlich ist die Situation in den wichtigsten Swing States: Die paar Prozentpunkte Vorsprung für den einen oder anderen Kandidaten liegen stets innerhalb der statistischen Fehlerquote.

In Florida haben die – von den Republikanern dominierten – Wahlbehörden inzwischen 14.000 neue Briefwahlunterlagen verschickt, nachdem ganze 58.000 Briefwahlsets im überwiegend demokratischen Broward County nie bei den Wählern angekommen waren. Gleichzeitig wollen die Behörden hunderte von Wählerregistrierungen nicht anerkennen – so wie vor vier Jahren, als tausende vor allem schwarzer Wähler zurückgewiesen wurden.

Der Sieg der Boston Red Sox bei den Baseball World Series hallt indes noch nach. In der Washington Post schreibt Kolumnist E. J. Dionne, die – langhaarigen und bärtigen – Spieler der Red Sox sähen „genauso aus wie die Art von Leuten, die normalerweise bei Bush-Auftritten rausgeschmissen werden“. Klar, dass Kerry am Donnerstag stolz mit dem Baseball-Cap der World Series Champions Boston Red Sox auftrat. Doch deren Star-Pitcher Curt Schilling erklärte prompt, er unterstütze Bush – und wurde umgehend eingeladen, am Freitag mit Bush in New Hampshire aufzutreten. BERND PICKERT

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