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Wer einmal auf der Liste stand...

Die Schulstandortplanung ist nicht mehr zu stoppen, erklärt CDU-Schulpolitiker Robert Heinemann im taz-Interview. Ausnahmen gibt es nur, wo sich „Alternativen“ ergeben. Und Grundschüler dürfen nicht zur Schule radeln

Interview: Kaija Kutter

taz: Welchen Einfluss hat die CDU-Fraktion auf die Schulschließungsliste?

Robert Heinemann: Entscheiden tut letztendlich die Deputation der Bildungsbehörde. Die Behörde stellt auch die endgültige Liste auf. Nichtdestotrotz lassen wir es uns als Regierungsfraktion nicht nehmen zu beraten und weiterzugeben, was wir von den Schulen für Rückmeldungen bekommen. Natürlich sind alle Wahlkreisabgeordneten dabei zu sagen, welche Besonderheiten der Schulen vielleicht nicht berücksichtigt wurden. Wir gehen davon aus, dass dem nachgegangen wird.

Fürchten die Abgeordneten in ihren Wahlkreisen die Quittung zu bekommen?

Den Eindruck habe ich nicht. Wir haben die Wahl, in der die Wahlkreise von Bedeutung sind, ja erst in 2008. Trotzdem fühlen sich viele Abgeordnete für ihren Wahlkreis verantwortlich.

Sie haben von 2 bis 3 Schulen gesprochen, die von der Liste der 23 Schließungen und 30 Teilschließungen genommen werden könnten. Müssten es nicht viel mehr sein?

Es gibt nun mal den Faktendruck. Wir haben deutlich weniger Schüler als prognostiziert für die Anzahl der Schulen. Die kleinen, unterfrequenten Schulen nehmen den großen die Lehrerstunden weg. Die Stellen, die beispielsweise Moorburg obendrauf kriegt, fehlt anderen Schulen.

Dort könnten sie jahrgangsübergreifend unterrichten.

Die Alternativen werden jetzt geprüft. Wir sagen, wir verzichten nicht einfach auf Maßnahmen, es muss Alternativen geben. Wenn gefordert wird, nicht die Schule Schierenberg zu schließen, muss es im Schulkreis eine andere sein. Richtig sparen tut übrigens erst der nächste Senat ab 2008. Wir sind nur einfach nicht so bequem, alles zu belassen. Es hat in den letzten 20 Jahren keine Anpassung gegeben.

Doch. Erst im Sommer haben Sie in der Organisationsrunde zehn Schulen geschlossen.

Das war aber das erste Jahr überhaupt, in dem das im notwendigem Umgang passierte. Die Vorgängersenate haben aus Angst vor Protesten alles gelassen.

Eltern sind besonders empört über die 30 Grundschulschließungen und die weiteren Wege. Da nützt es nichts, dass Ole von Beust erzählt, er sei immer Rad gefahren. Das dürfen Schüler erst in der 4. Klasse, wenn sie ihren Radführerschein machen.

Das stimmt. Deshalb wurden ja häufig die Schulen in der Mitte zur Schließung vorgeschlagen. Und ich muss sagen: zur Kita und Vorschule kommen die Kinder ja auch. Aber wir haben eben gerade in der Grundschule zu viel Kapazitäten. Wir müssen dies besser organisieren und verhindern, dass sich die Schulen Jahr für Jahr nur gegenseitig die Schüler abjagen.

Dafür fühlen sich dann Eltern und Schüler bei großen Schulen mit langen Wegen nicht mehr wohl.

Das bezweifle ich. Wir haben sehr kleine Haupt- und Realschulstandorte, die kaum Schüler bekommen. Und nebenan sind große Gesamtschulen mit fünf, sechs Klassenzügen und einem attraktiven Wahlpflichtangebot, dort stört die Größe nicht.

Weil die Gesamtschule als Schulform attraktiv ist.

Oder weil sie groß genug ist.

Die SPD fordert, die Standortplanung zu stoppen, weil zu viele Stellungnahmen nicht berücksichtigt wurden. Wer könnte das überhaupt tun?

Das müsste die Behörde tun. Es gäbe aber ein Riesenchaos. Wenn eine Schule auf der Liste stand, bekommt sie keine Anmeldungen und geht kaputt.

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