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Vom Kennen und Trennen der Theaterbesucher

SCHNELLDURCHLAUF Heute findet die erste lange Nacht der Opern und Theater statt. Tanz, Oper, Theater, Kabarett und Musical im 30-Minuten-Takt – alles hübsch verbunden mit einem Shuttlebus

Eine gute Gelegenheit, seinen Theater-Horizont zu erweitern: einfach mal überall reinschnuppern

Jeden Tag finden in Berlin auf 50 Bühnen Opern- und Theaterinszenierungen statt. Das sind viele! Mit sämtlichen Schauspielformen und -stätten sind wohl nur die wenigsten Zuschauer vertraut. Heute Abend ist eine gute Gelegenheit, da seinen Horizont zu erweitern: Man kann nämlich überall einfach mal reinschnuppern. Denn die Theater Berlins haben die „Erste Nacht der Opern und Theater“ ins Leben gerufen. Dabei kann man von 19 bis 1 Uhr stündlich eine andere Vorstellung sehen, jede dauert nur 30 Minuten. Bei der Auswahl ist das Publikum flexibel. Es bestimmt selbst, was es sehen will: ob Theater, Tanz, Musical, Oper, Schlager oder Kabarett. Von Stück zu Stück kommt man mit einem Shuttlebus. Ausgangspunkt ist der Bebelplatz, wo Klaus Wowereit als Schirmherr die Veranstaltung eröffnet. Kostenpunkt für den ganzen Abend: 15 Euro.

Viele Schauspiele. Viele Eindrücke. Viele Menschen. Bei so einem vielfältigem Programm fällt die Auswahl schwer. Wer sich für den zwischenmenschlichen Umgang interessiert, kann sich zwei Produktionen an der Schaubühne am Lehniner Platz ansehen. Beide handeln von Beziehungen, die von außen beeinflusst werden. Bei „Kein Abschied, niemals!“ geht es um erzwungene Trennungen. Bei „Speeddating“ um organisierte Zusammenkunft. Die Idee zum Autorenprojekt „Speeddating“ stammt von der Dramaturgin Irina Szodruch und wurde 2007 schon einmal anlässlich des internationalen Nachwuchsfestivals F.I.N.D. aufgeführt.

Ähnlich wie beim professionell organisierten Flirt sitzen sich in dem Stück zwei Fremde gegenüber, um sich kennen zu lernen. Einziger Unterschied: Die Gegenüber sind Schauspieler. Sie haben Minimonologe vorbereitet, um das jeweilige Vieraugengespräch in Gang zu bringen. Die Vorlagen stammen von Marius von Mayenburg, David Gieselmann, Falk Richter und sieben anderen Autoren. Den Ablauf der Unterhaltung bestimmen aber beide Anwesenden selbst. Nach einigen Minuten wechselt dann der Gesprächspartner und es kann sich neu beschnüffelt werden.

Dabei erfährt man viel über das Innenleben seiner Gegenüber. Sehnsüchte und Ängste äußern sich mal in Tränen, mal in übertriebenen Machosprüchen oder zynischen Lachern. Sehr treffend bezeichnet Benedikt Haubrich das Projekt, bei dem er zusammen mit Frank Oberhäuser Regie geführt hat, als „Panoptikum der einsamen Sehnsüchte und Wünsche“.

Doch Menschen kommen nicht nur zusammen, sondern gehen auch auseinander – in dieser langen Nacht jede halbe Stunde sowieso, aber auch in den Theaterstücken. Um mit der Trennung verbundenen Schmerz geht es um 19 und 23 Uhr bei „Kein Abschied, niemals! (o my baby don’t cry)“ von Falk Richter. Hier soll eine Dreier-WG aufgelöst werden. Laura ist mit dem jüngeren Marco zusammen, der aber gleichzeitig mit Wolfgang. Nach zehn Jahren ist Schluss damit: Einer muss gehen. Eine kurze Tragödie über die Abschaffung des Alten. Über die ohnmächtige Entscheidungswut der ehemaligen Jugend. Und über die Regelung der Besitzstandsverhältnisse im Fall eines Auszugs. KATHARINA FINKE

Programm: www.berlin-buehnen.de

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