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Sprachloses Abitur

Benotung soll künftig ohne Prüfergespräch stattfinden. Personalräte fordern Lehrer auf zu remonstrieren

Die Personalräte der Schulen haben die Lehrer aufgefordet, gegen das ab Januar gültige Beurteilungsverfahren des Abiturs zu „remonstrieren“. Darum geht es: Künftig sollen die Abi-Arbeiten anonymisiert durch die Stadt gefahren und einem Zweitgutachter vorgelegt werden. Ein direktes Gespräch über die Note in einem Prüfungsausschuss soll es nicht mehr geben.

„Im bisherigen Abitursverfahren war es üblich, dass die Gutachter miteinander sprachen“, berichtet Michael Bartsch vom Personalrat Gymnasien. Das ist jetzt nicht mehr geplant. Stattdessen soll nun die exakt errechnete Mitte zwischen Erst- und Zweitbewertung einer Abi-Klausur als Note zählen.

Bartsch geht davon aus, dass die neuen Abiturnoten dadurch „erheblich belastet“ werden, weil das Verfahren zu „erheblichen Ungerechtigkeiten“ führen könne. „Wenn Schüler wollen, können sie dagegen vor dem Verwaltungsgericht klagen.“

Zudem träfe die anonyme Benotung auch viele Fächer, in denen es noch keine zentralen Aufgabenstellungen gibt. „Der zweite Gutachter weiß gar nicht, was im Unterricht gelaufen ist, und kann nicht beurteilen, ob der Schüler nur den Unterricht reproduziert oder selbst eine Idee entwickelt.“ Letzteres wäre höher zu bewerten.

Gemäß Paragraph 61 des Hamburgischen Beamtengesetzes haben Lehrer die Pflicht, Bedenken gegen dienstliche Anordnungen durch Remonstration geltend zu machen. Sollten diese Bedenken von der Behörde zurückgewiesen werden, können Beamte Widerspruch einlegen und danach vors Verwaltungsgericht ziehen. Kaija Kutter

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