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Schutz vor häuslicher Gewalt

RUHR taz ■ Geschlagene Frauen haben jetzt eine größere Chance, gewalttätigen Beziehungen zu entkommen. Knapp zwei Jahre nach der Einführung des neuen Gewaltschutzgesetzes zog das Bochumer „Netzwerk gegen häusliche Gewalt“ gestern eine erste überwiegend positive Bilanz. VertreterInnen des Frauenhauses, der Beratungsstellen, Polizei und des Anwaltsvereins befürworten grundsätzlich, das Täter nach einer Gewalttat für zehn Tage aus dem Haus verwiesen werden können. Vor allem aber Kinder und MigrantInnen bekämen noch zu wenig Hilfe.

Untersuchungen des NRW-Frauenministeriums belegen: In jeder 3. Partnerschaft findet psychische, körperliche oder sexualisierte Gewalt statt. In 95 Prozent aller Fälle sind Frauen Opfer und Männer Täter. Im ersten Jahr des Gewaltschutzgesetzes wurden in Nordrhein-Westfalen fast 5.000 Schläger aus der Wohnung verwiesen.

MigrantInnen haben die größten Schwierigkeiten, ihren schlagenden Mann wegzuweisen. „In anderen Kulturräumen wird Gewalt an Frauen noch weniger geächtet“, sagt Hatice Ünlübayir von der MigrantInnenberatungsstelle MIRA. MigrantInnen würden oft von ihren Männern isoliert und sind finanziell auf sie angewiesen. Oft hängt auch ihre Aufenthaltsduldung vom Mann ab. „Es fehlen vor allem türkischsprechende Therapeutinnen und Polizistinnen“, sagt Ünlübayir.

Auf mangelnden Kinderschutz weist Maren Diekmann vom Bochumer Frauenhaus hin. „Nach dem Gesetz kann ein schlagender Vater seine Kinder weiterhin besuchen.“ Bisher werde das Jugendamt nur eingeschaltet, wenn die Kinder selbst misshandelt würden, eine spezielle Betreuung für den traumatisierten Nachwuchs gebe es nicht. Außerdem hätten einige RechtspflegerInnen Gewalt immer noch nicht als Straftat anerkannt. „Sie wollen die Familie um jeden Preis kitten.“

Dieses Problem sieht auch Familienrichter Ralf Feldmann. „Die Idealisierung der Familie in der Gesellschaft steht dem Opferschutz entgegen.“ Deshalb bezweifelt Feldmann, ob die 300 Bochumer Wohnungsverweise ausreichend waren. „In Wirklichkeit sind viel mehr Frauen Opfer von Gewalt.“

ANNIKA JOERES

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