der kommentar: Das größte Gefühl aller Zeiten
Der Sat.1-Zweiteiler „Die Nibelungen“ waren ein voller Erfolg: Das deutsche Volk saß vor der Glotze
Man muss sich das vorstellen wie in Helmut Dietls Film „Rossini“: Da sitzen ein paar Filmfuzzis rum und beratschlagen, womit abgeräumt werden könnte. Bei Dietl war es „Die Loreley“ – deutsche Kultur, großes Gefühl – im wirklichen Leben sind es „Die Nibelungen“.
Ja scheiße, mögen sie gedacht haben, dann haben wir gleich die ganzen Nazi-Vorwürfe an der Backe, von wegen Wagner und Hitler, geht nicht. Regisseur Uli Edel hatte dann die zündende Idee: Färben wir halt dem Fürmann die Haare dunkel und sagen, dass Xanten eigentlich in Holland liegt. Hat geklappt.
Kultursoziologisch gesehen funktionieren „Die Nibelungen“ übrigens als nationale Selbstvergewisserung einer zutiefst verunsicherten deutschen Nation. Und unterhalb dieser Meta-Ebene erzählt dann Siegfried-Darsteller Benno Fürmann, dass er bei Kussszenen immer auf der Obstkiste steht, weil er so klein ist (und eigentlich ziemlich schmalbrüstig). Außerdem gibt es den Nibelungen-Sound jetzt auch als Klingelton fürs Handy. Die neue deutsche Wirklichkeit ist geradezu entspannend banal. Gewiss doch. MRE
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