MORGEN: Nochmals neu geboren: „Visitors Only“ von Meg Stuart in der Volksbühne
Für drei Tage nur gastiert Meg Stuart noch einmal mit ihrem großartigen Tanzstück „Visitors Only“ in der Volksbühne. Das Spektakel beginnt mit einem großen Zittern, wie ein Erdbeben, und endet mit vielen Paaren, die sich hinter den aufgerissenen Wänden eines zerstörten Hauses drehen.
„Visitors Only“ ist ein Stück über Verluste und Fehlstellen, gestörte Wahrnehmung und brüchiges Bewusstsein – ein Gewebe aus lauter Löchern. Stammelnd und stolpernd ist die Bewegungssprache, anrührend in ihren Irrtümern. Niemand weiß hier anfangs mehr, wo sein Platz ist: Jeder ist eben nur ein fremder Gast, auch im eigenen Körper. Bewegungsimpulse werden zerlegt, Kostüme falsch zusammengesetzt, Sprache zerfetzt, Gesten auseinander gebrochen – und alles wieder in seltsamen, bald auch lustigen Formen zusammengesteckt, wie von einem Kind, dessen größtes Vergnügen darin besteht, den gerade gebauten Turm umzustürzen und von vorne zu beginnen. Denn die Lust an der Rekonstruktion, der Herstellung von neuen Bedeutungen in bekannten Formen, von neuen Beziehungen in dem anfangs völlig zusammenhanglos nebeneinander heragierenden Ensemble setzt sich mehr und mehr durch in „Visitors Only“. KBM
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