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„Es war fürchterlich“

Leverkusens Basketballer ringen die favorisierten Kölner nieder. Gäste verlieren die Fassung

LEVERKUSEN taz ■ Applaus ertönte, als Heimo Förster zur öffentlichen Pressekonferenz in die Leverkusener Dopatka-Halle kam. Sein Auftritt glich dem eines siegreichen Tribuns. Mit breiter Brust schritt der Trainer der Bayer Giants zum Podium – und setzte zu einer wortreichen Ruhmesrede auf die Heldentaten seiner Basketballer an. Er lobte vor allem „den Kampf, den Willen und die Leidenschaft“, die die Bayer Giants gezeigt hätten – und dank derer sie ihren Lieblingsfeind, die reichen Rhein-Energisten aus Köln in der Basketball-Bundesliga mit 88:76 (47:42) niedergerungen hatten. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft“, schloss Förster. Sein Kölner Kollege Armin Andres sah sehr traurig aus, als er zur Niederlagen-Analyse ansetzte. „Wir haben heute sehr schlecht verteidigt, waren schwach bei den Rebounds“, sagt er nach der zweiten Saisonniederlage des BBL-Tabellenführers. „Es ist schwer zu gewinnen, wenn man zu Pause schon 47 Punkte kassiert hat.“

Überhaupt hat sich ein deutsches Basketball-Gesetz etabliert: Köln kann Leverkusen nicht besiegen. In ihrer ersten Bundesliga-Saison gewannen die Energisten im November 2001 (84:80), damals noch von Trainer-Star Svetislav Pesiv gecoacht, gegen Leverkusen. Seitdem verloren die Kölner alle sechs Spiele gegen die Bayer Giants. „Die Kölner liegen uns, gegen sie sind wir immer saustark“, jubilierte Leverkusens Nationalspieler Sven Schultze, der vor lauter Freude ein wenig durcheinander war und vom „fünften Sieg“ in Folge sprach. Warum Leverkusen so gut mit den Kölnern zu Recht kommt, bleibt jedoch rätselhaft. Gerade die Kölner Mannschaft hat sich jedes Jahr stark verändert, so stehen nur noch vier Profis aus der letztjährigen Mannschaft im aktuellen Team. Vielleicht beflügelt die Bayer Giants einfach der Ehrgeiz, den reichen Emporkömmling zu demütigen. RheinEnergie Köln kann mit 3,5 Millionen Euro im Jahr wirtschaften, die Bayer Giants Leverkusen müssen mit fast zwei Millionen Euro weniger auskommen.

Zur Vorbereitung auf das rheinische Basketball-Derby hatten sich die Leverkusener am vergangenen Dienstag das Uleb-Cup-Spiel der Kölner im Energy-Dome gegen BK Ventspils (81:87) angesehen. Das Studium am lebenden Objekt zahlte sich aus. Die Bayer Giants, allen voran Topscorer Demond Greene (26 Punkte), zeigten mitreißenden Tempo-Basketball. Den Gegner legten sie perfekt lahm, was erstaunlich einfach funktionierte: Energisten-Anführer Sasa Obradovic wurde von den Bayer Giants hart in die Mangel genommen, der Jugoslawe war nach seinen drei frühen Fouls verunsichert. Andres musste auf seinen zweiten Playmaker Johannes Strasser zurückgreifen – und der war völlig überfordert. So bilanzierte der Kölner Trainer: „Sasa ist unser Dreh- und Angelpunkt. Wir haben heute praktisch ohne Spielmacher gespielt.“

Während die erste Halbzeit noch weitgehend ausgeglichen verlief, brachen die Kölner in den zweiten 20 Minuten ein. Sie trafen kaum noch und wirkten von Minute zu Minute verunsicherter. Fast verzweifelt diskutierte Nationalspieler Marko Pesic einige Male mit den Schiedsrichtern, die nun wirklich nicht Schuld waren am Desaster der Kölner. Als es vorbei war, schlichen er und seine Kollegen ganz schnell vom Parket. „Fürchterlich, es war fürchterlich“, murmelte Kölns Center Marcin Gortat. Greene und seine Mitspieler machten derweil mit den Fans die Welle.

CHRISTIANE MITATSELIS

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