CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI: Nie wieder Duschwitze!
Coming-out beim SEK: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) setzt ihren strengsten Blick auf, um dem schwulen Kollegen von der Spezialeinheit ins Gewissen zu reden: „Sagen Sie einmal die Wahrheit!“ Und schon flennt der Verhörte los, wie sehr er seinen Freund lieben würde, dass er aber nicht dazu stehen könne, weil ihn sonst die Truppe nicht mehr ernst nehme.
Der Outing-Schmonzes ist bezeichnend für diesen „Tatort“. Das Thema Homosexualität ist hier nicht mehr als ein erzählerischer Kniff, um eine weitere Verdächtigen-Fährte zu legen – wie mies. Denn beim SEK-Einsatz wurde ein Polizist erschossen; in Verdacht geraten ein Junkie, der Truppenführer und eben der schwule Beamte.
Doch so ambitioniert Kai-Uwe Hasenheit (Buch) und Bodo Fürneisen (Regie) in Männerbünde und Subkulturen eintauchen, es bleibt zu viel Klischee. In der Gay-Bar tragen alle Hundehalsbänder, die SEKler hantieren mit Waffen herum. Den bei dem sensiblen Sujet nötigen Raum für Ambivalenzen gibt es nicht. Homosexualität beim SEK ist ja wie Homosexualität in der Bundesliga – kaum thematisiert.
Und noch eins, liebe Fernsehverantwortliche: Im Kontext mit gleichgeschlechtlicher Liebe bitte nie wieder Männer bei der Körperhygiene zeigen! Der olle Witz mit der Seife auf dem Boden torpediert jedes ernste Anliegen.
■ Ludwigshafen-Tatort: „Tödlicher Einsatz“, So., 20.15 Uhr, ARD
Fotos: Archiv; privat (rechts)
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