DEUTSCHE POPMUSIK: Reihenhaus-Rock
Es gibt gute Gründe, warum sich deutsche Popmusik in Deutschland wachsender Beliebtheit erfreut. In einem berühmten Smiths-Song hat der britische Sänger Morrissey einst bekundet, einen DJ erhängen zu wollen – „because the music that he constantly plays / says nothing to me about my life“.
Das lässt sich auch auf hiesige Verhältnisse übertragen: Die gefühlte Nähe zum eigenen Leben erklärt, warum Pop aus Deutschland, vom Stigma der Provinzialität befreit, plötzlich wieder zu einem Begriff geworden ist, mit dem sich Compilations oder TV-Shows bewerben lassen. Mit Raps aus den Straßen von Eimsbusch können sich viele offenbar mehr identifizieren als mit Moritaten aus der Bronx, mit Reihenhaus-Rock aus Hannover eher als mit Balladen aus dem Mittleren Westen – auch wenn beide amerikanischen Orte längst fest zur deutschen Seelenlandschaft gehören, so weiß man doch: „This is not America“ (Xavier Naidoo). Oder, um es mit einer anderen deutschen Band zu sagen: Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk.
Patriotismustauglich sind solche Bekenntnisse aber noch lange nicht. Deutscher Pop mag sich für vieles eignen – aber zum Nationalstolz? Dafür ist er dann doch zu sehr mit dem globalen Pop verwoben.
Die fruchtlose Diskussion um eine Radioquote hat gezeigt, wie wenig Begeisterung eine gezielte Bevorzugung einheimischer Musik findet. Denn rein musikalisch gesehen unterscheidet sich deutsche Popmusik nicht von anderem Pop. DANIEL BAX
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