OFF-KINO: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Nachdem Jeffrey Katzenberg, der Chef von DreamWorks-Animation, in letzter Zeit jedem verkündete, der es hören wollte oder auch nicht, dass die Zukunft des Animationskinos im Bereich der 3-D-Filme läge, wurde das Rennen der amerikanischen Studios um dieses große Geschäft nun eröffnet – mit jeweils unterschiedlicher Technik übrigens, was die Sache hinreichend verwirrend macht. Der Kinderfilm „Bolt – Ein Hund für alle Fälle“ (Regie: Chris Williams und Byron Howard) ist das erste eigens für das stereoskopische Kino konzipierte Werk von Walt Disney Pictures, das den 3-D-Effekt in einer Reihe von atemlosen Verfolgungsjagden durchaus spektakulär zum Einsatz bringt. Ob das Nickelodeon-Kino allerdings überhaupt die Technik besitzt, um den Film in 3-D vorzuführen, sei einmal dahingestellt. Das Zepter in der Animationsabteilung von Disney schwingt ja mittlerweile Pixar-Chef John Lasseter, und die Frage, ob von der genialischen Originalität der Pixar-Filme bereits etwas auf die Produkte des Mäuseimperiums abfärbt, kann man noch nicht abschließend beantworten. Immerhin lässt sich Lasseters Einfluss ansatzweise spüren: Das gilt für das Design der menschlichen Figuren von „Bolt“, die an Pixars „Incredibles“ erinnern, und für die Story selbst, die gewisse Parallelen zu „Toy Story“ aufweist. Nahm dort die Actionfigur Buzz Lightyear die eigenen Abenteuer stets für bare Münze, ist es hier der Filmhund Bolt, der sich auch in der Realität mit übernatürlichen Kräften ausgestattet wähnt – und natürlich auf die Nase fällt. Der dabei immer wieder durchscheinende Appell ans Sentiment ist dann wieder Disney pur. (23./24. 5. im Nickelodeon)
Nachdem François Truffaut in seinem ersten Spielfilm „Les 400 coups“ noch zum Teil autobiografische Themen verarbeitet hatte, wendete er sich in seinem zweiten Werk in eine andere Richtung: „Schießen Sie auf den Pianisten“ (1960) entstand nach einem Roman des amerikanischen Autors David Goodis, dessen düstere Krimis bereits Films noir wie „Dark Passage“ (1947) und „Nightfall“ (1956) als Vorlagen gedient hatten. Während Truffaut ästhetisch durchaus Anleihen beim Film noir macht, richtet er die Geschichte vom Barpianisten Charlie, der in eine Auseinandersetzung mit Gangstern verwickelt wird, doch eher auf seine eigenen Interessen hin aus: Wichtiger als Männer mit Regenmänteln und Pistolen ist da das Verhältnis der Männer zu den Frauen, die hier einmal mehr die Hauptleidtragenden sind – vor allem, weil Charlie so entscheidungsschwach daherkommt und seine Gefühle nicht mit seinen Handlungen in Deckung bringen kann. (22./24. 5. im Filmmuseum Potsdam)
Wenn man sich Milos Formans Verfilmung des Hippie-Musicals „Hair“ (1978) heute noch anschauen mag, dann liegt das vor allem an den Choreografien von Twyla Tharp, der neben seltsamen Drogenvisionen mit einer schwangeren fliegenden Braut und „Hare Krishna“ singenden Chören ziemlich mitreißende Tänze im Central Park von New York entwarf, in die sogar Polizeipferde einbezogen sind. (26. 5. in der Kurbel) LARS PENNING
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