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Glück im Rückspiegel

Arabiata: Geschenke und Mitbringsel aus dem Irak besänftigen die Lieben daheim

Begehrt sind Sturmfeuerzeuge mit dem eingravierten Schriftzug „Operation Iraq Freedom“

AMMAN taz ■ Ein Ausländer, der heute aus dem immer noch so genannten Nachkriegsirak zurückkehrt in sein Heimatland, wird von den Irakern Sa’idi genannt: „Glücklicher“. Glücklicher, weil er den Irak verlassen darf – und das lebend. Die meisten Ausländer sehen das genauso. Und trotzdem – oder gerade deshalb – suchen sie kurz vor der Abreise aus dem Irak noch schnell ein paar Souvenirs.

In Bagdads Antiquitätengeschäften werden den Sa’idis vor allem Teppiche, Öllampen und Sarazenen-Schwerter geboten. Derlei Souvenirs kaufen Besucher des Irak für ihre daheim Gebliebenen. Denn diese Souvenirs sind tatsächlich „Beschwichtiger“ für die, die es gar nicht schön fanden, als die Irakreisenden zu ihren Abenteuern aufbrachen. Der Wert der Mitbringsel steht dabei in Abhängigkeit zum Trennungsstreit: 5.000 Jahre alte Tonfigürchen schaffen bessere Stimmung, wenn die zu Hause gebliebene Gattin bei der Abreise des Mannes von Scheidung geredet hatte. Kleine, klebrige Süßigkeiten, wie zum Beispiel Mineh Sammah – so etwas wie türkischer Honig, zu Kugeln geformt, mit Pistazien gefüllt und in Mehl getunkt –, reichen aus, wenn die Scheidungspapiere ohnehin schon beim Familienkadi liegen.

Nur die wenigsten Sa’idis kaufen derlei Dinge für sich selbst. Die meisten ziehen andere Souvenirs für den persönlichen Bedarf vor: Kalaschnikow-Patronen gehören zu den Standard-Mitbringseln. Sehr gefragt sind auch Dolche der Hussein’schen Republikanergarde. Oder Uniformen von höheren Offiziersrängen. Zöllner entdeckten am Flughafen von Amman in Jordanien, wo die meisten aus dem Irak Kommenden zu landen pflegen, im Handgepäck eines Japaners sogar schon voll funktionsfähige Handgranaten – die dann auch prompt ihren ureigensten Zweck erfüllten und explodierten.

Während derartige Erinnerungsstücke heute bloß noch auf dem Schwarzmarkt zu ergattern sind, haben sich einige findige Geschäftsleute in Bagdad auf die harmloseren Souvenir-Bedürfnisse eingestellt. Sie bieten alte Uhren mit dem Konterfei Saddam Husseins feil. Oder Orden seines bekanntlich entwaffneten Militärs. Begehrt sind auch die unterschiedlichsten „Iraq-Lighters“: Benzin-Sturmfeuerzeuge mit dem eingravierten Schriftzug „Operation Iraq Freedom“. Oder Gasfeuerzeuge, deren oberer Rand den britischen Union-Jack neben den US-amerikanischen Stars and Stripes zeigt. Darunter: Ein kleiner Kampfjet, aus dem gerade drei Raketen abgefeuert wurden. Wer dem Feuerzeug per Knopfdruck eine Flamme entlockt, macht sich automatisch zum Mittäter: Die Raketen leuchten auf – ebenso ein getroffenes Ziel am unteren Rand des Kriegsspielfeuerzeugs.

Schön auch die Kaffeepötte, die praktischerweise im Abreisebereich des Flughafens von Bagdad ausliegen – mit der Aufschrift „Welcome to Baghdad International Airport“. Derselbe Schriftzug prangt auch auf anderen Angeboten: T- und Sweat-Shirts. Schöner ist nur noch das Papier, in das diese Mitbringsel gewickelt werden: ein Traum aus Pergament mit zarten braun-weiß-grünen-Farbklecksen versehen. Allerfeinste Camouflage.

Diese Souvenirs sind indes allesamt für Menschen, die ihren Irakaufenthalt als Thrill genossen haben. Oder im Nachhinein so tun, als ob sie Adrenalin-Junkies seien; jedenfalls sich produzieren müssen und dafür einen Aushänger brauchen – mit der unsichtbaren Aufschrift: „I made it“ – „Ich hab’s geschafft“.

Und letztlich fallen wohl selbst Käufer jener Kaffeepötte darunter, auf denen zu lesen ist: „Happiness is seeing Iraq in my Backwardmirror“ – „Ein Glücklicher ist, wer den Irak nur noch in seinem Rückspiegel sieht.“

BJÖRN BLASCHKE

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