piwik no script img

Der Mathematiker

Mit Zahlen kennt sich Andrej Stepanchuk aus. Er gewann Preise bei Wettbewerben und weiß sich zu präsentieren

Andrej Stepanchuk ist letzte Woche 19 geworden und schon ein Medienprofi. Bei der Pressekonferenz berichtet der aus der Ukraine stammende Schüler des Heinrich-Hertz-Gymnasiums in Friedrichshain von seinen Leistungen, er dankt den Sponsoren und gibt souverän Interviews. Warum er das Stipendium bekommt, wird schnell klar – seine bisherige Schullaufbahn ist von Erfolgen gekrönt.

Er hat an verschiedenen Mathematik-Wettbewerben teilgenommen, an der internationalen Physikolympiade und am Bundeswettbewerb Informatik. Stolz weist er auf seine Verdienste beim Berliner Tag der Mathematik hin und auf den 1. Platz beim Mathematischen Adventskalender der TU Berlin. „Vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern habe ich immer zu den Besten in meiner Klasse gehört“, sagt Andrej. Nebenbei betreue er das Computernetzwerk seiner Schule und sorge dafür, „dass 250 Rechner ihren Dienst tun“.

Für die Preisverleihung hat sich Andrej in einen grauen Anzug geworfen. Locker an den Stehtisch gelehnt beantwortet er im Vorfeld die Fragen zu seiner „Karriere“. 1994 ist er mit seiner Mutter aus Kiew nach Deutschland gekommen, hat zunächst drei Jahre in Halle an der Saale gelebt und dort „in weniger als drei Monaten die deutsche Sprache gelernt“. Inzwischen besucht er die 11. Klasse eines Gymnasiums mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Profil. Neben den Preisen für Mathematik, Informatik und Physik ist er Klassensprecher und leitet eine AG zur Verwaltung des Schulnetzwerks. „Außerdem habe ich einen Artikel über die MoMA-Ausstellung geschrieben. Sowieso interessiere ich mich sehr für Kunst, vor allem Surrealismus“, fügt er seinen Auszeichnungen und Interessen hinzu. Auf das Stipendium habe ihn ein Mitschüler, der sich auch beworben hat, aufmerksam gemacht. „Der hat es aber nicht geschafft.“

Andrej ist Einzelkind. Seine Mutter arbeitet als Bürohilfe. Seinen Vater kenne er kaum, da sich die Eltern schon in der Ukraine getrennt hätten. Schon immer gehört Andrejs große Leidenschaft dem Computer, „seit ich zum ersten Mal einen gesehen habe“. Mit 11 Jahren habe er einen Computerkurs für Anfänger besucht, danach sich alles selbst beigebracht. Inzwischen betreut er das Netzwerk der gesamten Schule und auch in seiner Freizeit kommt er vom Programmieren nicht los. „Ich beabsichtige Informatik zu studieren, danach könnte ich mir die Gründung eines eigenen Unternehmens vorstellen.“ ULRIKE LINZER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen